Mit der Schaffung einer zentralen Informationsstelle zur Kinderbildung und -betreuung setzt die Steiermark einen wichtigen Schritt, um Familienfreundlichkeit und Standortattraktivität gleichermaßen zu stärken.
Betriebe erhalten dort eine erste Orientierung zu den unterschiedlichen Modellen betrieblicher Kinderbetreuung, zu Fördermöglichkeiten und rechtlichen Rahmenbedingungen. Ergänzt wird das Angebot durch eine neu veröffentlichte Broschüre, die in sieben Schritten den Weg zur Umsetzung betrieblicher Lösungen beschreibt und praktische Tipps bietet.
Im Rahmen der Präsentation der neuen Borschüre betonte die Vorsitzende der Jungen Industrie Hella Riedl-Rabensteiner, dass die Verantwortung für eine flächendeckende und qualitativ hochwertige Kinderbetreuung in erster Linie bei der öffentlichen Hand liegt. Aus Sicht der Jungen Industrie darf das freiwillige betriebliche Engagement nur eine Ergänzung sein.
Entscheidend sei, dass Betriebe, die sich proaktiv engagieren, bestmöglich unterstützt und gefördert werden – sowohl durch Informationen und Serviceleistungen als auch durch Bürokratieabbau oder gezielte Förderungen.
Initiative der IV-Steiermark schafft Lückenschluss
Mit der neuen Broschüre ist in der Steiermark auf Initiative der IV-Steiermark in Kooperation mit der Wirtschaftskammer ein Lückenschluss gelungen. Die Mehrheit der österreichischen Bundesländer verfügt nämlich bereits über Unterstützungsangebote und zentrale Anlaufstellen für Unternehmen. Die Broschüre zeigt unterschiedliche Modelle in der Kinderbetreuung – von betrieblichen Einrichtungen über Kooperationen mit Gemeinden bis hin zu Tageseltern –auf und lotst Betriebe durch den Förderdschungel für Errichtung, Betrieb und Personal. Weiters unterstützen Tipps, Wissen über steuerliche Vorteile sowie Praxisbeispiele und Modellrechnungen Unternehmen bei der Entscheidung und Umsetzung. Best Practice Beispiele steirischer Leitbetriebe zeigen, wie betriebliche Kinderbetreuung die Vereinbarkeit von Familie und Beruf erleichtert und zugleich die Wettbewerbsfähigkeit stärkt.
Kinderbetreuung als Schlüsselfaktor beim Fachkräftemangel
Kinderbetreuung wird als Schlüsselfaktor für die Fachkräftesicherung verstanden, insbesondere für Frauen, deren Karrierewege oft von der Verfügbarkeit ganztägiger Plätze abhängen. Elementarpädagogik wird damit indirekt zu einem Hebel für die Wettbewerbsfähigkeit des Standorts. Ziel müsse eine echte Wahlfreiheit für Familien sein und die Positionierung der Steiermark als Kinderbetreuungsland Nummer eins. Die Junge Industrie betont, dass es in der Steiermark vor allem ein stärkeres Mindset für Elementarpädagogik bedarf. Sie versteht Kinderbetreuung als erste Bildungseinrichtung und als Möglichkeit Kindern Chancengleichheit zu bieten.
Regionale Verbünde als Vorreiterprojekt
Eine klare Forderung in diesen Zusammenhang ist der konsequente und VIF-konforme Ausbau der Kinderbetreuungsplätze, der die Steiermark endlich vom österreichischen Schlusslicht zum Vorreiter macht. Und da Budgets immer knapper werden, hat die Junge Industrie den Entscheidungsträgern das Konzept der „Regionalen Verbünde“ vorgelegt. Kern der Idee ist eine neue „Landkarte“ der Betreuung, die Angebote dort sichtbar macht, wo sie gebraucht werden. Effizienz entsteht durch bessere Nutzung bestehender Einrichtungen, die Identifikation von Doppelstrukturen und Lücken sowie die Prüfung von Erweiterungen (z. B. Öffnungszeiten, Altersgruppen). Synergien zwischen Gemeinden und Betrieben, mobile Einheiten sowie die Umsetzung erfolgreicher Modelle sollen die Versorgung verbessern.
Der Fahrplan umfasst drei Schritte: Zunächst eine umfassende Zustands- und Bedarfsanalyse auf Gemeinde- und Regionsebene, ergänzt durch Einbindung relevanter Plattformen. Darauf folgt Benchmarking mit österreichischen und europäischen Regionen sowie die Ableitung konkreter Maßnahmen und Pilotregionen. Schließlich sollen Pilotprojekte initiiert, Förderungen geprüft, Hemmnisse beseitigt und ein Austausch-Netzwerk geschaffen werden. So entsteht ein innovatives, effizientes und familienfreundliches Betreuungssystem für die Steiermark.
Riedl-Rabensteiner führt bei der Präsentation aus, dass in Zeiten des angespannten Landeshaushalts verstärkt darauf gesetzt werden muss, Synergien zu bündeln und Regionen bestmöglich mit qualitativen Angeboten zu versorgen. In regionalen Hubs können von Krippen für Kleinkinder bis hin zu Nachmittagsbetreuungen Angebote zusammengefasst werden. Ergänzt um ein Mobilitätskonzept wäre ein massiver Fortschritt für Familien zu erzielen.