Mit dem Internationalisierungscenter Steiermark (ICS) haben das Land Steiermark, die Wirtschaftskammer Steiermark und die Industriellenvereinigung Steiermark eine gemeinsame Internationalisierungsplattform für die steirische Wirtschaft mit dem Ziel geschaffen, mehr Unternehmen zum Exportieren zu motivieren und den steirischen Exportunternehmen eine zentrale Ansprechstelle und damit ein Servicecenter anzubieten, das sie informiert, berät und im Exportgeschäft unterstützt und begleitet.
Über regionale Länderschwerpunkte unterstützt das ICS auch die strategische Ausrichtung der steirischen Wirtschaft, wobei hier insbesondere die regionale Diversifikation der Exporte mit dem Ziel der Potenzialoptimierung und der Risikostreuung im Vordergrund stehen. Mit den ausgewählten Ländern, das waren in jüngerer Vergangenheit Japan, Indien, der Westbalkan, Polen und die USA, wird darüber hinaus auch eine Diversifikation der Angebotsstruktur angestrebt.
Auch über die Netzwerke der Träger, der Clusterorganisationen, der Wirtschaftskammer und der Forschungs- und Bildungseinrichtungen der Steiermark, ist das ICS sehr nahe an den Unternehmen und exportrelevanten Einrichtungen und kann diese insbesondere in enger Zusammenarbeit mit der AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA der Wirtschaftskammer Österreich, dem Enterprise Europe Network und seinem nationalen und internationalen Kontaktnetzwerk verbinden.
Das ICS ist in dieser Hinsicht in Österreich einzigartig und ein Erfolgsmodell, weil es auf Grund seiner Finanzierungsstruktur Internationalisierung sehr weit denken und rasch und flexibel auf Herausforderungen (Handelspolitik, internationale Arbeitskräfte) und Trends (Digitalisierung) reagieren kann.
„Der Export ist von zentraler Bedeutung für unseren Wirtschaftsstandort. Erfolge heimischer Betriebe auf internationalen Märkten sichern Arbeitsplätze in der Steiermark und sind ein wesentlicher Schlüssel für den Wohlstand in unserem Land. Jeder zweite Euro, der erwirtschaftet wird, kommt aus dem Export. Mit dem Internationalisierungscenter Steiermark haben wir vor 20 Jahren eine österreichweit einzigartige Institution zur Unterstützung der steirischen Exportwirtschaft geschaffen. Das Team rund um Karl Hartleb leistet herausragende Arbeit und bietet Unternehmen die bestmögliche Unterstützung – und zwar sowohl bei der Erschließung neuer Märkte als auch der Bearbeitung bestehender. Gerade in so dynamischen Zeiten ist es noch wichtiger, sich weitere verlässliche Partner auf den internationalen Märkten zu sichern und damit für die heimische Wirtschaft mehr Sicherheit, aber auch neue Chancen zu schaffen. Wir werden das umfassende Service des ICS daher weiterhin bieten, denn wir müssen auch in Zukunft konsequent in die Stärkung der Außenwirtschaft investieren“, so Wirtschaftslandesrat Willibald Ehrenhöfer.
Josef Herk, Präsident WKO Steiermark: "Der Außenhandel ist die Lebensader der steirischen Wirtschaft. Was passiert, wenn man diese mit Zöllen künstlich blockiert, das müssen wir dieser Tage schmerzlich erkennen. Darum möchte ich das 20-jährige Jubiläum unseres ICS auch für ein Plädoyer für internationale Handelsabkommen wie Mercosur nutzen. Protektionismus und Abschottung haben noch nie für mehr Wohlstand gesorgt, freier Handel dagegen schon. Wir brauchen faire und sichere Rahmenbedingungen auf Augenhöhe – und ehrlichere Debatten, als wir sie in der Vergangenheit geführt haben. Um Wachstum und damit Wohlstand zu erzeugen, brauchen wir den Freihandel. Aus diesem Grund haben wir als WKO gemeinsam mit unseren Partnern damals auch das ICS ins Leben gerufen: Als einen One-Stop-Shop für die steirische Exportwirtschaft, der unsere Unternehmen dabei unterstützt, neue Märkte zu erschließen."
Alfred Marchler, geschäftsführender Gesellschafter der ZETA und Vizepräsident der IV-Steiermark ergänzt: „International sichtbar und erfolgreich zu sein, ist für ein kleines Land essenziell. Wir zeigen international mit unseren beruflichen Ausbildungskonzepten auf und sind umgekehrt zunehmend davon abhängig, dass Spitzenkräfte aus aller Welt die Steiermark zu ihrem Lebens- und Arbeitsmittelpunkt machen. Wir können aber zum Beispiel auch von der Steiermark heraus mit unseren Produkten weltweit dazu beitragen, dass CO2-Emissionen eingespart werden. Verlässliche Handelspartner, wie wir sie etwa in den Mercosur-Staaten finden, sind dafür entscheidend und würden uns durch ein entsprechendes Abkommen einen quasi kostenlosen Konjunkturimpuls geben. Sichtbar und erfolgreich zu sein, heißt für uns als Industrie offen zu sein. Offen für neue Märkte, neue Kooperationen und nicht zuletzt auch neue Technologien. Das ICS unterstützt heimische Betriebe seit 20 Jahren international aktiv zu sein und Potenziale zu nutzen.“
„Das ICS ist das Service- und Kompetenzcenter der Steiermark in Sachen Internationalisierung. Es ist daher unsere erste Aufgabe, dass wir den steirischen Unternehmen das bestmögliche Service für die laufende Exporttätigkeit anbieten. Darüber hinaus gilt es aber auch, Programme zu entwickeln und zu implementieren, die aktuelle und sich abzeichnende Herausforderungen adressieren. Die Diversifikation der Exportstruktur in regionaler und sektorieller Hinsicht steht hier ganz oben, ebenso wie die Themen Digitalisierung und Fachkräfterekrutierung“, erklärt Karl Hartleb, Geschäftsführer des ICS.
Konkret ist das ICS im Bereich der Exportmotivation tätig und interessiert nicht nur junge bzw. kleine steirische Firmen für den Export, sondern bietet auch konkrete Unterstützung an (Information & Beratung, Netzwerke und Veranstaltungen).
Bereits exportierende Unternehmen werden im laufenden Exportgeschäft unterstützt, wobei das Angebot hier von strategischer und handelspolitischer Beratung zur konkreten Beantwortung von Anfragen und der Unterstützung von Problemfällen reicht. Gerade während der COVID-Pandemie konnte das ICS auf Grund der engen Verzahnung mit den lokalen Entscheidungsträger:innen und den AußenwirtschaftsCentern rasch sehr effektiv helfen.
Im Beratungsbereich organisiert das ICS die Wirtschaftsdelegiertensprechtage in Graz, die es steirischen Firmen ermöglichen, sich in Einzelgesprächen von den österreichischen Wirtschaftsdelegierten beraten zu lassen, und zahlreiche Fachveranstaltungen zu internationalen Märkten und Fachthemen. Die Einsatzmöglichkeiten von KI im internationalen Geschäft stehen hier derzeit im Mittelpunkt.
Das Internationalisierungscenter stellt durch sein Veranstaltungsprogramm im In- und Ausland der steirischen Exportwirtschaft in Abstimmung u.a. mit den steirischen Clustern konkrete B2B-Plattformen zur Verfügung, wobei hier das weltweite Netzwerk der AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA primär als Umsetzungspartner und konkreter Ansprechpartner fungiert.
Das ICS entwickelt und implementiert auch seitens der Eigentümer bzw. der EU finanzierte Internationalisierungsprogramme. Zu nennen sind hier bespielhaft die Programme RIST Regionale Internationalisierung Steiermark (Exportfokus Nachbarschaft), Work and live in Styria (Rekrutierung von Facharbeitskräften), Enabling!Export (Digitalisierung im Exportgeschäft), Restart Export (Exportunterstützung COVID) und das gerade anlaufende Programm DiGEM zu Emerging Markets (Hintergrundinfos im Anhang), das auf die Vertiefungen der Wirtschaftsbeziehungen mit diesem dynamischen Wirtschaftsraum abstellt.
Zu dem wickelt das ICS auch Exportförderprogramme des Bundes, insbesondere go-international, ab, wobei hier zurzeit die Markteintritts-, Vermarktungs- und Technologieförderung von besonderer Bedeutung sind.
HERAUSFORDERUNGEN AM 20. GEBURTSTAG
Die derzeitige US-Administration hat mit Zollmaßnahmen und weiteren Handelsbeschränkungen das WTO-System mehr oder minder ausgehebelt, was zu einer Überprüfung klassischer Internationalisierungsmuster zwingt. Das stellt die EU politisch vor Herausforderungen, bedeutet aber auch für jedes einzelne Exportunternehmen, dass es Exportdestinationen, Lieferketten und sonstige Partnerschaften überprüfen und gegebenenfalls anpassen muss.
Das ICS wird mit seinen Netzwerkpartnern daher in Zukunft insbesondere Maßnahmen anbieten, die die folgenden Fragestellungen konkret adressieren:
- Reaktion auf dramatische Veränderungen im globalen Welthandelssystem
- Erschließung von neuen regionalen und sektoriellen (Sicherheit) Exportmärkten
- Maximierung des Potentials der EU-Märkte
- Re-Dynamisierung der Beziehungen zu Osteuropa, insbesondere dem Westbalkan
- Ansprache qualifizierter Fachkräfte
Die Informationsoffensive US-Watch, das laufende Fokusprogramm Indien und die Rekrutierungsveranstaltungen mit den Philippinen, Indonesien und Indien gehen bereits in diese Richtung, die zukünftige Programmgestaltung wird diese Themen noch verstärkt abbilden.
STATUS STEIRISCHE EXPORTWIRTSCHAFT
Im Gründungsjahr des Internationalisierungscenters Steiermark (ICS) 2005 betrugen die steirischen Exporte EUR 13,2 Mrd., heute liegen sie bei EUR 28,2 Mrd. Damit hat sich die steirische Exportwirtschaft im Vergleich zur gesamtösterreichischen deutlich dynamischer entwickelt.
Besonders beachtlich ist, dass die Steiermark in diesem Zeitraum den Handelsbilanzüberschuss des Jahres 2005 von EUR 4,7 Mrd. um 53% auf EUR 7,3 Mrd. ausbauen konnte, was zu entsprechenden Wohlstandseffekten geführt hat. Da über EUR 3 Mrd. dieses Überschusses auf die Handelsbeziehungen mit den USA entfallen, ist die Beobachtung der US-Handelspolitik für die Steiermark von besonderer Bedeutung.
Bemerkenswert ist auch die im Beobachtungszeitrum stark gestiegene Bedeutung der Volksrepublik Chinas für die steirische Exportwirtschaft, seit 2005 ist der auf dieses Land entfallende Anteil der steirischen Exporte von 1,9% auf über 5% gestiegen und damit im Ranking der Exportdestinationen von Rang 11 auf Rang 4 vorgestoßen. Die steirischen Exporte nach Indien sind in absoluten Zahlen auch derzeit noch gering, haben sich im selben Zeitraum aber mehr als verfünffacht.
Für das Fahrzeugland Steiermark ist auch beachtlich, dass die relative Bedeutung der Exporte unter diesem Zollkapitel in den vergangenen Jahren deutlich abgenommen hat und in Bezug auf Europa nun 16% und in Bezug auf Überseemärkte 20% der steirischen Exporte ausmachen.
Im Bundesländerranking der exportstärksten österreichischen Bundesländer liegt die Steiermark mit einem Anteil von 15,7% an den Gesamtexporten mit Niederösterreich und Wien und nun etwa gleich auf, der Abstand gegenüber Oberösterreich, das für ein Viertel der österreichischen Exporte verantwortlich zeichnet, bleibt aber relativ groß.