Wirtschafts-, Finanzpolitik & Recht

IV-Steiermark Umfrage: Steirische Industrie am Weg aus der Krise

Für den Corona-November 2020 haben nur knapp 8 Prozent der steirischen Industrieunternehmen erhebliche Produktionseinbußen gemeldet. Mit der Verfügbarkeit eines Impfstoffes steigt die Hoffnung auf eine Beschleunigung am Weg zur Normalität. Die Investitionsprämie sorgt für Dynamisierung der Investitionen – IV spricht sich für Verlängerung aus.

Die steirische Industrie kämpfte in den vergangenen Monaten intensiv um Aufträge auf den internationalen Märkten. Und das – trotz schwieriger Rahmenbedingungen und eingeschränkter Reisetätigkeit – nicht ohne Erfolg, wie eine aktuelle Umfrage der Industriellenvereinigung Steiermark (IV) unter ihren Mitgliedern zeigt: Mehr als 4 von 10 Unternehmen produzierten im November 2020 auf oder sogar über dem Niveau des Vergleichsmonats 2019. Gleichzeitig lagen jedoch knapp 8 Prozent auf einem Produktionsniveau von unter 70 Prozent des Novembers 2019.

Dieses an sich gute Gesamtbild wird aber mit Jahresbeginn nicht ganz zu halten sein, befürchten die Unternehmen: Ein Drittel rechnet mit Produktionseinbußen von mehr als 10 Prozent im ersten Quartal 2021. Optimistischer fällt der weiter in das Jahr 2021 reichende Blick: Nur 15 Prozent rechnen mit – im Vergleich zum zweiten Halbjahr 2020 – reduzierten Auftragseingängen. In der IV geht man davon aus, dass die Verfügbarkeit eines Impfstoffes in den ersten Monaten des Jahres 2021 dazu führen sollte, dass Reise- und Geschäftstätigkeit wieder aufgenommen beziehungsweise intensiviert werden können und dadurch die Auslastung wieder steigen wird.

Was heißt das für die Beschäftigung in den kommenden Monaten? 13,4 Prozent der Unternehmen halten einen Personalabbau für unausweichlich, 67 Prozent wollen ihren Mitarbeiterstand halten, 19,6 Prozent denken hingegen daran, die Zahl der Beschäftigten im ersten Quartal 2021 zu erhöhen.

Drei Viertel der Unternehmen lassen auf eigene Kosten testen
Behördlich angeordnete Absonderungen von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern stellen laut der IV-Steiermark Umfrage aktuell das größte Produktionshemmnis für Industriebetriebe dar. Die langsame Abwicklung von Verdachtsfällen sowie zu lange Wartezeiten auf COVID-19-Testergebnisse werden als Belastung empfunden. 75 Prozent der Unternehmen reagieren darauf mit Testungen auf eigene Kosten in Kooperation mit Ärzten, privaten Labors und anderen Anbietern. Geschlossene Kinderbetreuungseinrichtungen und reduzierte Betreuungszeiten stellen laut Umfrage Beschäftigte in 20 Prozent der Betriebe vor Herausforderungen. 14 Prozent der Industrieunternehmen sehen auch jetzt in der mangelnden Verfügbarkeit von Fachkräften ein Hemmnis ihrer Produktion.

Gernot Pagger, Geschäftsführer der IV-Steiermark: „Unternehmen haben im Bereich der Testungen ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter enormen Aufwand betrieben und so die öffentlichen Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie unterstützt und ergänzt. Diese Bemühungen und Vorarbeiten machen sich bezahlt. Die schnellstmögliche Abwicklung der behördlichen Testungen und der Kommunikation der Testergebnisse sind wichtige Faktoren, um den epidemiologischen, den individuellen und auch den gesamtwirtschaftlichen Schaden durch COVID-19 erfolgreich zu begrenzen.

Barrieren für geschäftliche Reisetätigkeit erschweren Kundenbetreuung
Die eingeschränkte geschäftliche Reisemöglichkeit macht es den Unternehmen derzeit schwer, neue Kunden zu gewinnen oder bestehende zu betreuen. Festzumachen ist das unter anderem am reduzierten Linienflugangebot ab Graz. 35,8 Prozent der befragten Unternehmen geben an, dass ihre Geschäftstätigkeit aufgrund des derzeit eingeschränkten Flugangebots gehemmt wird – für 12,6 Prozent sogar massiv.

Unsere dringende Forderung ist es, dass bei Reisewarnungen zwischen geschäftlichen und touristischen Reisen unterschieden wird. Weiters hoffen wir auf die baldige Wiederaufnahme des vollen Linienflugangebots ab Graz, allen voran nach Frankfurt, München und Wien“, so Pagger.

Investitionsprämie sorgt für Impuls – Verlängerung sinnvoll
Mehr als 82 Prozent der Betriebe nutzen die Möglichkeit der Investitionsprämie oder planen, sie demnächst zu nutzen. Die Investitionen betreffen in erster Linie Maßnahmen zur Forcierung der Digitalisierung und der Ökologisierung in der Industrie. „Die Investitionsprämie fördert einen nachhaltigen Weg aus der Krise. Gleichzeitig können durch sie die Chancen der Digitalisierung und der Ökologisierung besser ergriffen und der technologische Wandel aktiv gestaltet werden. Eine Verlängerung der Investitionsprämie über den Februar 2021 hinaus würde diese positiven Effekte ausbauen und nachhaltig absichern“, spricht sich Pagger für eine Fortführung des international beachteten österreichischen Instruments aus.

 

 

Zur Umfrage

Die Industriellenvereinigung hat zwischen 20. und 25. November eine Umfrage zur aktuellen wirtschaftlichen Lage und wesentlichen standortpolitischen Rahmenbedingungen durchgeführt, an der sich 109 IV-Mitgliedsunternehmen beteiligt haben.