Für die Industrie und insbesondere für die energieintensive Industrie ist die Verfügbarkeit von Energie ein existenzieller Standortfaktor. Die notwendige permanente und stabile physische Verfügbarkeit von Energie in ausreichenden Mengen setzt einerseits ausreichende Energie-Aufbringung und andererseits entsprechende Infrastruktur voraus. Im weiteren Sinne bedeutet Verfügbarkeit von Energie für die Industrie aber auch ökonomisch und damit wettbewerbsfähig darstellbare Verfügbarkeit. Die physische Bereitstellung muss somit auch zu wettbewerbsfähigen Kosten erfolgen. Negative Folgen zu hoher Kosten werden rasch in energieintensiven Sektoren wie Stahl, Zement, Chemie, Papier, Aluminium oder Luftfahrt spürbar. Die exportorientierte österreichische Volkswirtschaft ist einem starken internationalen Wettbewerb ausgesetzt – der Weltmarkt bestimmt den Preis. Ist ein Produktionsstandort wegen zu hoher Energiekosten nicht mehr wettbewerbsfähig, droht eine Verlagerung von Produktion ins Ausland. Dies führt nicht nur zum Verlust von Wohlstand und Beschäftigung in Österreich, sondern auch zum Verlust von Innovationskraft und Technologieführerschaft. Nicht zuletzt droht in der Metallindustrie beim Wegfall der Produktion von Rohmaterialien der Verlust gesamter Wertschöpfungsketten, etwa im Maschinenbau oder in der Fahrzeugindustrie.
Die österreichische Industrie ist – wie sich gerade auch in den Corona-Jahren gezeigt hat – nicht nur Garant für Wertschöpfung und Arbeitsplätze, sondern auch Treiber von Innovation und Technologieentwicklung. Beides ist für die angestrebte Energie-, Mobilitäts- und Klimawende unverzichtbar. Mit Blick auf die weltweite Treibhausgasbilanz ist die Klimawende nur effektiv auf globaler Ebene umsetzbar, wenn sie international Nachahmer findet. Nachahmer werden sich aber nur finden, wenn deren Bemühungen von sozialem sowie betriebs- und volkswirtschaftlichem Erfolg gekrönt sind. Besonders in der vulnerablen Transitionsphase der kommenden Jahre ist eine stabile, leistbare und diversifizierte Energieversorgung besonders wichtig.
Eine Überforderung der Betriebe in dieser Phase, hätte für den Standort und seine Beschäftigung verheerende Folgen. Äußerst ambitionierte Zielsetzungen, gepaart mit völlig unzureichenden energiepolitischen Rahmenbedingungen, würden das Gegenteil vom im European Green Deal postulierten grünen Wachstum bewirken. Reales Ergebnis wären weniger Wachstum und letztlich auch weniger ökologische Nachhaltigkeit durch die Verlagerung von Emissionen in Drittländer (Carbon Leakage-Effekt). Dem Standortfaktor Energie kommt vor diesem Hintergrund höchste Bedeutung zu, nicht nur für den Erhalt von Wohlstand und Beschäftigung in unserem Land, sondern auch für eine glaubwürdige und global gedachte Bekämpfung des Klimawandels. Die vorliegende Publikation der Industriellenvereinigung zeigt daher auf, wie Österreich den Standortfaktor Energie integriert betrachten und nachhaltig stärken muss.