ÖBB und Industriellenvereinigung (IV) Steiermark: Weitere Stärkung der Pyhrn-Schober Achse geplant. Ziel: Neuer Bosrucktunnel bis 2040. Schienen-Logistik gegenüber Straße nicht nur mit Blick auf Klimaziele wettbewerbsfähig machen.
Landes- wie Bundesregierung setzen in ihren Regierungsprogrammen sowohl aus standortpolitischen, aber auch aus ökologischen Gesichtspunkten auf eine wettbewerbsfähige Schieneninfrastruktur. „Die ausgebaute Weststrecke zeigt bereits vor, was mit moderner Schieneninfrastruktur alles möglich ist – jetzt ist der Süden dran. Mit dem Semmeringbasistunnel und dem Koralmtunnel arbeiten wir in der Steiermark mit Hochdruck an zwei absoluten Jahrhundertprojekten, um Wirtschaftswachstum, Mobilität und Klimaschutz unter einen Hut zu bekommen,“ sagt Andreas Matthä, ÖBB-Vorstandsvorsitzender.
Vor allem die Steiermark hat als Wirtschaftsstandort ein vitales Interesse daran, an neuen Drehkreuze und internationalen Handelsrouten angeschlossen zu sein. „Wir benötigen gut ausgebaute Schienennetze für unsere Warentransporte“, so Georg Knill, Präsident der IV-Steiermark. Die internationale Anbindung ist „für den Industriestandort Steiermark essentiell“ und „wettbewerbsbeeinflussend“, wie Knill betont.
Pyhrn-Schober-Achse als Kernstück für wettbewerbsfähige Handelswege
Eine Verlagerung der Logistikströme von der Straße auf die Schiene, welche aus ökologischer Sicht sinnvoll ist, scheitert zu oft aus ökonomischen Gründen. „Österreich will ein Bahn-Transportland werden und kein LKW-Transitland bleiben. Und dafür braucht es eine leistungsstarke Schieneninfrastruktur, die Industrieräume auch grenzüberschreitend verbindet“, so Matthä.
Die Steiermark ist aufgrund der geografischen Lage hinsichtlich der Anbindung an die Exportmärkte in den Nordwesten benachteiligt. Ein Handelsraum, der für die Steiermark jedoch von maßgeblicher Bedeutung ist. 2018 wurden bereits Waren im Wert von 6,9 Mrd. Euro, nach Deutschland exportiert. Das entspricht rund 28 Prozent aller steirischen Exporte. Die erwartete weitere Zunahme an internationalen Handelsströmen erfordert daher dringend den Lückenschluss „Bosrucktunnel“ – davon würde nicht zuletzt das Exportland Steiermark maßgeblich profitieren.
Knill spricht sich daher für einen neuen, möglichst flach trassierten Bosruckeisenbahntunnel zwischen der Steiermark und Oberösterreich aus. „Notwendige Verfahren und die Bauzeit bedingen ohnehin einen langen Vorlauf, umso wichtiger, dass ehestmöglich die Weichen für die konkreten Planungs- und Genehmigungsverfahren gestellt werden. Ein verlässlicher Zeitplan für die Modernisierung der Pyhrn-Schober Achse ist unser Kernanliegen an die Bundesregierung.“ Matthä ergänzt: „Die Fertigstellung des Bosrucktunnels bis 2040 muss das Ziel sein.“
Nicht außer Acht gelassen werden darf die überregionale Bedeutung dieses Projekts: Die Verbindung von Südosteuropa mit den zentralen Marktregionen der EU würde wesentlich verbessert und Österreich erhielte zugleich über diese Achse einen optimalen Zugang sowie in weiterer Folge eine Anbindung zu den Häfen Triest, Koper, Rijeka und Piräus sowie nach Istanbul.
Österreich ist heute schon ein Bahnknotenpunkt innerhalb des Transeuropäisches Netzes (TEN), diese Position gilt es weiter zu stärken: „Vier der zehn höchstrangigen Routen des europäischen Schienennetzes gehen durch Österreich. Die Pyhrn-Schober-Achse ist eine Schlüsselstelle für den Transitverkehr, die es in die Transeuropäischen Netze zu integrieren gilt. Dieses Vorhaben werden wir nach Kräften unterstützen“, so Matthä.
Neuer Bosrucktunnel soll 2040 in Betrieb gehen
Darüber, dass mit der Modernisierung der Pyhrn-Schober-Achse eine Jahrhundertchance für die Güterlogistik am Tisch liegt, sind sich Andreas Matthä und Georg Knill einig. Die langfristige Absicherung des Standortes, der gemeinsam getragene Wunsch nach einer Stärkung der Schienen-Infrastruktur, die Dynamik des globalen Welthandels und nicht zuletzt auch der Kampf gegen den Klimawandel machen den Ausbau der Pyhrn-Schober-Achse und den damit verbundenen Neubau des Bosruckeisenbahntunnels unbedingt erforderlich. Dafür sollen die erforderlichen Schritte in die Wege geleitet werden, um in der Steiermark Wettbewerbsfähigkeit, Wohlstand und Beschäftigung abzusichern.
„Zudem ist die Schiene eine Chance, die CO2-Emissionen in Österreich zu reduzieren, dazu muss das Angebot jedoch wettbewerbsfähig mit der Straße sein.“, so Matthä und Knill abschließend.