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Digitaler Wandel in der Steiermark gewinnt durch COVID-19 an Tempo: GIGABITFÄHIGE DIGITALE INFRASTRUKTUR ALS VORAUSSETZUNG FÜR INVESTITIONEN

IV-Umfrage zeigt: Die Anforderung der Unternehmen an die Geschwindigkeit der Netzverbindung steigt binnen drei Jahren um den Faktor 2,5. Breitbandstrategie des Landes muss erhöhten Anforderungen bei Datenanbindung schon bis 2024 Rechnung tragen. „New Urgent“: Umsetzung des Regierungsprogramms gewinnt an Dringlichkeit.

In Folge der COVID-19 Pandemie hat die Digitalisierung aller Lebensbereiche eine enorme Dynamisierung erfahren. Die Industriellenvereinigung Steiermark (IV) sieht den von der steirischen Landesregierung vor der Pandemie eingeschlagenen Weg grundsätzlich bestätigt. Die zeitliche Perspektive der Umsetzung hat sich jedoch spürbar nach vorne verschoben.

„New Urgent“
Das 2019 erstellte Regierungsprogramm der steirischen Koalition war ein gutes und ist es auch heute noch – trotz völlig anderer Rahmenbedingungen und Voraussetzungen. Was sich verändert hat, ist die Dringlichkeit der Umsetzung. Es herrscht ein „New Urgent“. “, unterstreicht Stefan Stolitzka, Präsident der IV-Steiermark.

Positiv hebt der IV-Steiermark Präsident auch hervor, dass seit Ausbruch der Pandemie in der Steiermark in Sachen Digitalisierung wichtige Schritte gesetzt wurden. So ist es zum Beispiel gelungen, zwei „Digital Innovation Hubs“ in der Steiermark bzw. in Südösterreich zu implementieren. Diese Hubs werden Klein- und Mittelunternehmen dabei unterstützen, ihre Geschäftsmodelle dem digitalen Wandel anzupassen. Auch der Ausbau bestehender und die Einführung neuer Aus- und Weiterbildungsprogramme zum Thema Digitalisierung (Data Management, Machine Learning, Penetration Testing, etc.) u.a. an der FH Joanneum und in Zusammenarbeit mit dem AMS Steiermark werden von der IV-Steiermark sehr begrüßt.

Digitalisierung braucht Infrastruktur
Großer Handlungsbedarf besteht aber nach wie vor beim Ausbau der digitalen Infrastruktur. „Wir stehen in der Umsetzung digitaler Möglichkeiten heute dort, wo wir es für 2030 erwartet hatten. Man könnte sagen: 2020 wurde durch die Pandemie zum neuen 2030. Die Steiermark muss mit einer deutlichen Beschleunigung des Breitbandausbaus reagieren.“, betont Stolitzka. „In der steirischen Breitbandstrategie wurde ein Planungshorizont bis zum Jahr 2030 genannt. Das darf nun nicht mehr gelten.“, so der IV-Steiermark Präsident weiter.

Im Regierungsprogramm „Der weiß-grüne Weg“ hat die Landesregierung festgehalten, die Steiermark als europaweit sichtbare „Modellregion Digitalisierung“ in ausgewählten Bereichen etablieren zu wollen. Hierfür gilt es aus Sicht der IV-Steiermark rasch die infrastrukturellen Voraussetzungen und die gigabitfähige Datenanbindungsstruktur für Unternehmen und Forschungseinrichtungen zu schaffen.

IV-Steiermark-Umfrage: Anforderung an Datenanbindung steigt kontinuierlich, Unternehmen sind für Digitalisierungsschub bereit, mangelnde Anbindung kann zum Standortnachteil und Investitionshemmnis werden
Die IV-Steiermark stützt sich auf eine Erhebung, im Rahmen derer 50 ausgewählte Industrieunternehmen verschiedener Branchen, Größen und Regionen Rückmeldung zur aktuellen und zur zukünftig benötigten Verbindungsqualität gegeben haben.

Schnelles Internet ist für die Wettbewerbsposition der Unternehmen essenziell. 93,9 Prozent der Befragten geben an, dass der Stellenwert des Themas Breitbandanbindung für ihre Konkurrenzfähigkeit hoch oder sehr hoch ist. Jedes vierte Unternehmen (26,5 Prozent) ortet in langsamen Internetverbindungen jedoch einen Wettbewerbsnachteil gegenüber Konkurrenten aus dem In- und Ausland.

Die befragten Betriebe haben bestätigt, dass sich die benötigten Netzverbindungs-geschwindigkeiten für neue, datenintensive Technologien von High-End-Anwendern rasant steigern. „30Mbit, aber auch 100Mbit entsprechen nicht den gegenwärtigen Notwendigkeiten - und schon gar jenen der nahen Zukunft. Die Anforderungen an Download-, wie auch an die Uploadgeschwindigkeit nehmen derart zu, dass eine Steigerung der Anbindung um den Faktor 2,5 innerhalb der nächsten drei Jahre in der Steiermark erforderlich ist.“, fasst Gernot Pagger, Geschäftsführer der IV-Steiermark, die Rückmeldungen der Unternehmen zusammen. Gigabitfähige Datenanbindungen werden für immer mehr Unternehmen zum Standortkriterium und zur Investitionsvoraussetzung. Eine ungenügende Internetverbindung kann laut Umfrage für beinahe jedes dritte Unternehmen schon bald ein Investitionshemmnis in der Steiermark werden: 30,6 Prozent der befragten Unternehmen gaben an, bei gleicher Internetverbindung in drei Jahren Investitionen am Standort nicht mehr rechtfertigen zu können. Gelingt es hingegen, den Anforderungen der Anbindung gerecht zu werden, kann die Gestaltung der Digitalisierung von der Steiermark aus in Angriff genommen werden. „Die Unternehmen sind für einen weiteren Digitalisierungsschub bereit.“, ist Pagger überzeugt. „Die Zahl der Betriebe, die KI-Anwendungen wie etwa intelligente Automatisierung und Produktion, Predictive Maintenance oder Datenanalytik umsetzen und nutzen, kann sich in der Steiermark in den nächsten drei Jahren verdreifachen.“, so Pagger.

Drei zentrale Anliegen der IV-Steiermark:

Ziele von 2030 auf 2024 vorziehen, Prioritätensetzung im Landeshaushalt, Fokus auf Gigabit-Fähigkeit

Die Steiermark braucht die Modernisierung ihrer digitalen Infrastruktur bis 2024

Die industrielle und technologische Basis in der Steiermark ist gut. Unternehmen haben in den vergangenen Jahren maßgeblich in Forschung, Produktion und Digitalisierung investiert. Und sind willens, dies auch weiter zu tun. Wichtige Zukunftsthemen werden von Industrie und Wissenschaft mit Unterstützung der Landes- und Bundespolitik erfolgreich bespielt (von Mikroelektronik über Cyber Security, Anlagen- und Fahrzeugbau, Holz bis hin zu den Themen autonomes Fahren und Drohnen). Um die Früchte dieser Bemühungen für die Zukunft abzusichern, braucht es eine Beschleunigung der Umsetzung der Breitbandstrategie und des Glasfaserausbaus in der Steiermark – unter Einbindung aller öffentlichen, wie auch privatwirtschaftlichen Akteure. Ziel muss es sein, an erster Stelle die Versorgung der Wertschöpfungshotspots mit gigabitfähiger Breitbandinfrastruktur, bis zum Jahr 2024 zu sichern.

Übergangstechnologien verhindern und weg von der reinen Download-Sicht

Der Ausbau und die Förderungen müssen klar und ausschließlich auf gigabitfähige Technologien abstellen. Wenig zufriedenstellende und letztlich teure Zwischenlösungen (Kupfer) sind unbedingt zu verhindern. Der Vergleich der Downloadgeschwindigkeiten alleine ist für private, nicht aber für industrielle und sonstige Anwendungen entscheidend und aussagekräftig. Es braucht leistungsfähige und über 24 Stunden des Tages stabile Up- und Download-Geschwindigkeiten. Kurze Antwortzeiten sind die Voraussetzung für viele Anwendungen und Technologiefelder, allen voran KI, VR/AR und der immer wichtiger werdende Bereich des autonomen Fahrens. Die symmetrisch gigabitfähige Technologie ist Glasfaser.

Klare Prioritätensetzung im Landeshaushalt - Abschöpfen der Bundesmittel sicherstellen

Mittlerweile verfügt zwar jede der 286 steirischen Gemeinden über einen Glasfaser-Zugangspunkt, der die Grundlage für sämtliche Anschlüsse ist. Für den weiteren Ausbau der Breitband- und 5G- und bald 6G-Infrastruktur ist neben der Sicherstellung ausreichender nationaler Mittel aber vor allem das Setzen klarer Prioritäten auch im Landeshaushalt erforderlich.

Appell des IV-Steiermark Präsidenten
IV-Steiermark Präsident Stefan Stolitzka richtet daher einen Appell an alle Entscheidungsträger im Land: „Wir brauchen von allen Beteiligten in der Steiermark ein klares Commitment zu „Ja, das machen wir“ und nicht zu „Ja, aber…“. So muss es gelingen, die Abdeckung von 70 Prozent des zu versorgenden Gebietes in der Steiermark mit gigabitfähigem Breitband bis 2024 sicherzustellen.“

Aktuelle und benötigte Datenanbindung Benötigte Netzverbindungsgeschwindigkeiten für neue, datenintensive Technologien von High-End-Anwendern steigen rasant (Faktor 2,5 binnen drei Jahren).

Zur Umfrage
m die aktuelle Situation und die Bedarfe der steirischen Industrie identifizieren zu können, hat die IV-Steiermark eine Umfrage unter 50 ausgewählten Mitgliedern durchgeführt. Dabei wurden nicht nur die aktuelle Verbindungsqualität (Download- und Uploadgeschwindigkeiten bzw. Antwortzeiten), sondern u. a. auch die Anforderungen, die sich aus den zukünftig anzuwendenden Technologien ergeben, mit Hilfe des offiziellen Speedtest der Rundfunk und Telekom Regulierungs-GmbH (RTR-GmbH) abgefragt.