Forschung, Technologie & Innovation

Industrie zu Alpbacher Technologiegesprächen: Wer MINT kann, kann die Welt verändern

MINT-Roadmap entwickeln – MINT-Regionen einrichten – Jugend auf neuen Wegen für Naturwissenschaften und Technik begeistern

„MINT-Talente sind die Architekten und damit Gestalter unserer Zukunft“, fasste Sabine Herlitschka, Vizepräsidentin der Industriellenvereinigung (IV), die zentrale Botschaft der Breakout-Session des Vereins zur Förderung von Forschung und Innovation (vffi) und der IV bei den diesjährigen Technologiegesprächen in Alpbach zusammen. Unter Moderation von Karin Bauer (Der Standard) diskutierte Sabine Herlitschka mit Alexandra Bosek (Bundesschulsprecherin), Martin Moder (Science Busters), Thomas Sattelberger (Mitglied des Deutschen Bundestages), Katharina Unger (LivinFarms) und Barbara Weitgruber (Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Forschung) über die Sicherung des Innovationsnachwuchses in Österreich.

Talente in Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik (MINT) waren schon in der Vergangenheit massiv gefragt. „Ob lebensrettender Impfstoff, Smartphone oder Wolkenkratzer – ohne Technologie und Know-how aus Österreich würden viele dieser Dinge nicht existieren“, so Herlitschka. Die Bedeutung der MINT-Talente wird aber noch weiter zunehmen. Denn auch bei den künftigen gesellschaftlichen Herausforderungen wie der Bekämpfung des Klimawandels, der Entwicklung einer echten Kreislaufwirtschaft oder dem verantwortungsvollen Einsatz von künstlicher Intelligenz werden Technik und Techniktalente wesentlicher Teil der Lösung sein.

55.500 neue MINT-Jobs bis 2025

Schon heute herrscht hohe Dynamik am MINT-Arbeitsmarkt. So liegt Österreich beim Jobwachstum von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern sowie Ingenieurinnen und Ingenieuren auf Rang 2 in Europa. Bis 2025 wird mit weiteren 55.500 neuen hochqualifizierten MINT-Jobs gerechnet, fast 29.000 allein im IKT-Bereich. „Das sind wirklich gute Nachrichten, die die ausgezeichneten Karrierechancen im MINT-Bereich widerspiegeln. Das ist ein Zeichen von Optimismus und Zuversicht. Vor allem wenn man bedenkt, mit welchen Turbulenzen andere Bereiche am Arbeitsmarkt in den vergangenen Monaten zu kämpfen hatten“, so Herlitschka. Auf der anderen Seite haben drei von vier Industrieunternehmen seit Jahren Personalengpässe in Technik und Produktion sowie F&E. Digitalisierungsqualifikationen wie Informatik oder Automatisierungstechnik haben während der Corona-Krise nochmals an Bedeutung zugelegt. „Wir brauchen einen neuen strategischen Absatz, um die weiter aufgehende Schere zwischen MINT-Angebot und MINT-Nachfrage zu schließen – zum Wohle aller: der Gesellschaft, der Wirtschaft aber insbesondere Zukunftschancen der Jugend“, zog die IV-Vizepräsidentin Zwischenbilanz.

20 Prozent mehr MINT-Graduierte bis 2030 sicherstellen

Die Industrie schlägt daher vor, eine bedarfsorientierte „MINT-Roadmap“ zu entwickeln. Diese skizziert den Weg zum Ziel der Bundesregierung, bis 2030 um 20 Prozent mehr MINT-Graduierte aus HTL, FH und Universität sicherzustellen. Ebenso muss die Technologieaffinität der Bevölkerung verbessert werden, wofür „MINT-Regionen“ in ganz Österreich eingerichtet werden sollen. Besonders wichtig ist aber die Begeisterung der Jugend und insbesondere der Mädchen für Naturwissenschaften und Technik. Hierfür gilt es die Lehr- und Lernkonzepte der rund 450 MINT-Kindergärten und MINT-Schulen bundesweit auszurollen. Es werden aber auch neue Kommunikationsansätze nötig sein, um die Jugend „zu erreichen“. Neben zeitgemäßen Kommunikationsformen und -kanälen müssen dabei auch die Botschaften angepasst werden. „Wenn wir die Jugend begeistern wollen, müssen wir stärker über die Anwendung und den Nutzen von MINT für die Gesellschaft sprechen. In spätestens 10 Jahren sollte jeder Schülerin und jedem Schüler in Österreich klar sein: Wer MINT kann, kann die Welt verändern!“ so Herlitschka abschließend.