Bildung und Gesellschaft

IV besorgt über Abrutschen der österr. Universitäten im QS-World University Ranking

Schlechtere Werte bei Beschäftigungsergebnissen, Forschung und Reputation bei Arbeitgebern sind ein Warnzeichen für die österreichische Hochschulentwicklung

Mit Sorge nehmen wir zur Kenntnis, dass die Mehrheit der österreichischen Universitäten im aktuellen QS World University Ranking Plätze verloren hat. Diese Entwicklung ist ein ernstzunehmendes Warnsignal – gerade in Zeiten eines sich verschärfenden Fachkräftemangels und vor dem Hintergrund der EU-Initiative „Choose Europe for Science“ und dem „Joint Austrian Attractivity Effort“, wo sich Österreich eigentlich als attraktiver Standort für internationale Spitzenforschende und High-potentials positionieren möchte.

Laut dem aktuellen Ranking haben sechs der acht gelisteten österreichischen Hochschulen schlechter abgeschnitten als im Vorjahr. Die Universität Wien fiel von Platz 137 auf 152 zurück, die TU Wien von 190 auf 197. Besonders deutlich ist der Rückgang bei der Universität Innsbruck (von 309 auf 350) und der TU Graz (von 413 auf 427). Lediglich die Universität Graz konnte sich leicht verbessern. Ein zusätzlicher kritischer Befund ergibt sich aus der Arbeitnehmerperspektive, die im QS-Ranking über die Arbeitgeberreputation einfließt.

Praxisferne wird von der Arbeitswelt und den Graduierten wahrgenommen

Die Ergebnisse der Eurograduate-Studie 2022 der Statistik Austria zeigen deutlichen Handlungsbedarf hinsichtlich Skills Mismatch und Job Readiness – auch aus Sicht der Absolventinnen und Absolventen. So hatten 78 % der Universitätsgraduierten während des Studiums keinerlei Kontakt mit unternehmerischen Tätigkeiten und 63 % konnten kein formell vorgesehenes Praktikum absolvieren. 22 % der Bachelor- und 15 % der Mastergraduierten arbeiten in einem Bereich, der fachlich (überhaupt) nicht ihrem Studium entspricht. 32 % der Bachelor- und 46 % der Master-/Diplomgraduierten geben an, dass für ihre derzeitige Tätigkeit gar ein niedrigerer Bildungsabschluss ausreichend wäre. Diese Zahlen belegen, dass wir die Praxisorientierung und Arbeitsmarktrelevanz universitärer Ausbildung deutlich stärken müssen. Wir müssen Kompetenzen fördern, die in der realen Arbeitswelt zählen, und enger mit Unternehmen kooperieren. Forschung ist essenziell – aber ohne Anschluss an die Wirtschaft verliert sie an Wirkung.

Hochschulrankings sind kein Schönheitswettbewerb: FTI-2030 Ziel nach wie vor aufrecht

Internationale Hochschulrankings wie jene von QS oder Times Higher Education müssen ernst genommen werden und sich auch in der Gesamtstrategie für eine exzellente Hochschullandschaft widerspiegeln. Sie sind ein wichtiger Indikator für die internationale Sichtbarkeit, die Qualität der Lehre und Forschung sowie die Attraktivität eines Standorts für Talente und Unternehmen.

Auch das Ziel der FTI-Strategie 2030, zwei österreichische Universitäten unter die Top 100 in das renommierte Times Higher Education Ranking zu bringen, ist nach wie vor ambitioniert und derzeit leider noch außer Reichweite, um dieses Ziel nicht aus den Augen zu verlieren, ist es nun wichtig entschlossen zu handeln.

Die Industriellenvereinigung fordert daher eine rasche und gezielte Stärkung des Hochschul- und Forschungsstandorts Österreich. Wir brauchen mehr Fokus auf Exzellenz, internationale Sichtbarkeit und praxisnahe Ausbildung, gerade vor dem Hintergrund der soliden finanziellen Ausgestaltung in den vergangenen Jahren ist dies nun geboten. Nur so können wir sicherstellen, dass unsere Universitäten zu den führenden Bildungs- und Forschungsinstitutionen Europas zählen und, dass unsere Unternehmen auch in Zukunft auf hochqualifizierte Fachkräfte zurückgreifen können.