Österreichs Pensionssystem ist nicht nachhaltig, die Pensionskosten explodieren, das zeigen zahlreiche Berichte und Analysen von OECD bis Rechnungshof. Die öffentlichen Pensionsaufwendungen liegen in Österreich gemessen als Anteil an der Wirtschaftsleistung um 70 bis 80 Prozent höher als in Dänemark, Schweden oder den Niederlanden, das faktische Pensionsantrittsalter ist mit Werten niedriger als Anfang der 1970er Jahre besonders gering. „Es braucht eine faktenbasierte Pensionsdebatte und die Fakten zeigen klar: Strukturelle Pensionsreformschritte sind notwendig, die weit geöffneten Türen in die Frühpension müssen geschlossen, Altersgrenzen endlich demografischen Realitäten angepasst werden. Aber einerseits mit aller Kraft für Frühpensionsregelungen einzutreten oder diese gar ausweiten zu wollen, gleichzeitig jedoch die Betriebe für deren Inanspruchnahme an den Pranger zu stellen ist unsachlich. Die wiederholten Rufe nach Bonus-Malus Quotenmodellen für Ältere gehen am eigentlichen Problem vorbei und sind verfehlt“, hält Christoph Neumayer, Generalsekretär der Industriellenvereinigung (IV), zur aktuellen Pensionsdebatte fest.
Seniorendefinition zeitgemäß anpassen
82 Prozent der neuen Pensionistinnen und Pensionisten geben laut Statistik Austria als Hauptgrund für die Beendigung der Erwerbstätigkeit und Inanspruchnahme der Alterspension an, dass die Voraussetzungen für den Pensionsantritt erfüllt waren. Rund drei Viertel der Menschen in Österreich gehen direkt aus einer Erwerbstätigkeit in die Alterspension. Und auch aktuell zeigt sich: Die stufenweise Anhebung des gesetzlichen Pensionsalters für Frauen führt laut AMS ganz überwiegend zu zusätzlicher Beschäftigung. „Und auch ein Seniorengesetz, das Frauen ab 55 und Männer ab 60 pauschal als Senioren qualifiziert, ist nicht zeitgemäß. Es gilt demografische Realitäten abzubilden“, so Neumayer. „Wer über nachhaltige Reformen diskutieren will, sollte sich nicht in ideologisch geführten Schuldzuweisungen verlieren. Eine ehrliche und faktenbasierte Debatte muss sich auf die wirksamen Hebel im Pensionssystem konzentrieren – insbesondere auf die gesetzlichen Altersgrenzen. Nur so kann die Finanzierung langfristig gesichert und soziale Fairness gewährleistet werden“, so Neumayer abschließend.