„Beim Kampf gegen den Fachkräfte- bzw. Arbeitskräftemangel spielt eine zukunftsorientierte Arbeitsmarktpolitik eine zentrale Rolle. Bei der angekündigten Reform zur Arbeitslosenversicherung Neu muss es vor allem darum gehen, Arbeit und nicht Arbeitslosigkeit zu fördern. Wir müssen das vorhandene Potenzial bestmöglich nutzen“, betont der Generalsekretär der Industriellenvereinigung (IV), Christoph Neumayer, am heutigen Dienstag. Die Arbeitslosenzahlen seien weiter gesunken und beim AMS sei nach wie vor eine Rekordzahl von 118.996 offenen Stellen gemeldet, die AMS-Plattform „alle jobs“ weise weit über 200.000 Stellenangebote aus. „Die Zahl der offenen Lehrstellen übersteigt die Lehrstellensuchenden deutlich. Die Arbeitsmobilität in Österreich ist vergleichsweise gering, während etwa 40 Prozent der Arbeitslosen bzw. Schulungsteilnehmerinnen und -teilnehmer in Wien wohnhaft sind, sind über 85 Prozent der gemeldeten offenen Stellen in allen anderen Bundesländern“, so Neumayer weiter.
Aus Sicht der Industrie sei entscheidend, Anreize zu verstärken, um arbeitslose Personen wieder rascher ins Erwerbsleben zurückzubringen. Als eine wirksame Maßnahme habe sich die Industrie bereits wiederholt für die Einführung eines degressiven Arbeitslosengeldes ausgesprochen. „Österreich ist das einzige Land in Europa, das Leistungen aus der Arbeitslosenversicherung zeitlich unbegrenzt auszahlt und mangels eines degressiven Verlaufs der Bezugshöhe auch vergleichsweise wenig Anreizwirkung setzt“, gibt Neumayer zu bedenken und spricht sich klar für entsprechende Anreize aus. Zudem unterstütze die IV den bereits diskutierten Ansatz, den Leistungsbezug während geringfügiger Beschäftigung zu reformieren. „Arbeitsmarktexperten argumentieren, dass eine geringfügige Beschäftigung während der Arbeitslosigkeit die Rückkehr in eine reguläre Beschäftigung vielfach hemmt und in weiterer Folge niedrigere Erwerbseinkünfte nach sich zieht“, so der IV-Generalsekretär. Insbesondere müsse auch berücksichtigt werden, dass die im internationalen Vergleich hohen Lohnnebenkosten Arbeitsmarkt und Beschäftigung stark belasten.
Die Industrie spreche sich außerdem dafür aus, beschäftigungsfördernde Maßnahmen weiter zu stärken. Konkret sollten bestehende Instrumente, wie Eingliederungsbeihilfe und Kombilohn forciert werden. Der Arbeitsmarkterfolg der Eingliederungsbeihilfe spreche hier für sich: „Rund zwei Drittel der geförderten Personen befinden sich drei Monate nach Ende der Förderung in einem aufrechten Arbeitsverhältnis“, so der IV-Generalsekretär. Zudem müssten das Angebot an qualitätsvoller Kinderbetreuung entsprechend ausgebaut und Anreize gesetzt werden, um die Mobilität arbeitssuchender Menschen zu fördern. „Einen wirtschaftlich nachhaltigen Aufschwung kann es nur mit ausreichend vorhandenen Arbeits- und Fachkräften geben. Daher müssen wir jetzt die Weichen auf Aufschwung und Arbeit stellen“, stellt Neumayer abschließend klar.