Pressemeldungen IV-Steiermark

IV-Steiermark Präsident warnt eindringlich vor Folgen eines Gasausfalls

Alle bisherigen Abschätzungen der Folgen zu optimistisch

Bevorratung von Gas ist wichtig, wird aber keinesfalls ausreichen, um bei einem Ausfall eine schwere Rezession zu verhindern. Bundesregierung braucht Strategie zur Sicherung der Gasversorgung und professionelle Energie-Koordination.

 Die Frage der Energieversorgung ist nicht nur für Österreichs Industrie existenziell. Ihre Bedeutung geht weit über die Industrie hinaus: „Unser gesamter Wohlstand, der Lebenskreislauf der Wirtschaft, basiert auf der Verfügbarkeit von Energie. Es ist von immenser Bedeutung, dass in Österreich der Ernst der Lage erkannt wird und an der Sicherung der Energielieferungen nach Österreich (besonders kurzfristig und mittelfristig) mit allen nur zur Verfügung stehenden Kräften gearbeitet wird. Die von der Regierung beschlossene Bevorratung von Gas ist natürlich zu begrüßen – im Ernstfall, nämlich dem Stopp von Gaslieferungen, der wohl zumindest über Monate anhalten würde, wird sie einen volkswirtschaftlichen Kollaps mit verheerenden Folgen für alle Menschen in Österreich nicht verhindern können“, warnt Stefan Stolitzka, Präsident der Industriellenvereinigung Steiermark (IV).

 Gasausfall brächte massive, bisher nicht erfahrene Verwerfungen
Kommt es zu einem Lieferstopp wird aus Sicht der IV-Steiermark Europa Teil eines dramatischen Real-Experiments, in dem die Verflechtung der Wirtschaft dokumentiert werden wird. Binnen weniger Wochen werden nicht nur energieintensive Betriebe ihre Produktion einstellen müssen, sondern auch tausende wesentliche Vorprodukte für andere Unternehmen nicht mehr verfügbar sein. Die Verknüpfung von Lieferketten über Produkte und Nebenprodukte würde binnen kurzer Zeit sicht- und spürbar. Es würden sehr schnell Produkte des täglichen Lebens fehlen und unzählbare Arbeitsplätze gefährdet sein. Weiters würde einer Gas-Krise binnen kurzer Frist eine Strom-Krise folgen. „Alles, was ich bislang an ökonomischen Abschätzungen eines Gas-Embargos gelesen habe, halte ich für übertrieben optimistisch. Europa, Österreich und die Steiermark würden binnen kurzer Zeit in eine tiefe Rezession stürzen. Das Spiel mit dem Gedanken eines EU-seitigen Gas-Embargos ist ein Spiel mit dem Feuer. Vielmehr müssen wir auf jedmögliches Szenario vorbereitet sein“, so Stolitzka.

 Jetzt neue Bezugsquellen aktivieren
Österreich muss neben dem Befüllen von Gasspeichern die Suche nach alternativen Bezugsquellen massiv intensivieren. Die Ausgangslage Österreichs ist schlechter als die der meisten anderen europäischen Staaten. Das hat auch mit der Geografie Österreichs und dem damit verbundenen Fehlen eines Zugangs zu LNG-Terminals zu tun. „Umso mehr müssen alle Anstrengungen unternommen werden, diesen Nachteil durch neue Partnerschaften auszugleichen. So ist es beispielsweise dringend an der Zeit, mit Italien, Kroatien und Slowenien über mögliche gemeinsame Investitionen in und über die Nutzung von LNG-Infrastrukturen zu sprechen“, fordert Stolitzka.

 Bundesregierung braucht koordinierende Person  
„Die aktuelle Situation ist die forderndste seit Generationen und hat volkswirtschaftlich und gesellschaftlich höchst kritische Relevanz. Wir befinden uns in einer unvergleichbaren Ausnahmesituation. Was es braucht, ist eine Bundesregierung, die über die unterschiedlichen Zuständigkeitsbereiche hinweg koordiniert und strategisch vorgeht“, unterstreicht der IV-Steiermark Präsident. Und führt weiter aus: „Für die Entwicklung einer solchen Strategie, die Abstimmung mit Energieversorgern und Großverbrauchen und die Begleitung von Verhandlungen mit anderen Staaten, müsste die Regierung umgehend eine erfahrene Person als Energie-Koordinator:in sowie ein von dieser Person gewähltes Team einsetzen.“ Der/die Energie-Koordinator:in soll über Erfahrung im Markt und hohes Fachwissen verfügen und so Österreichs Position in dieser entscheidenden Zukunftsfrage professionell stärken.

 

 

Zum Gasbedarf der steirischen Wirtschaft
Die steirische Wirtschaftsstruktur ist geprägt von Unternehmen mit besonders hohem Energiebedarf. In der steirischen energieintensiven Industrie arbeiten 32.000 Menschen, indirekt sind es rund 70.000. Gas ist der Hauptenergieträger in der steirischen Wirtschaft. 78 Prozent des steirischen Gasbedarfs benötigt die Wirtschaft – dieser Bedarf wurde 2021 zu 80 Prozent aus russischen Lieferungen gedeckt.  Die Produkte der energieintensiven Industrie sind wichtige Vorprodukte für weitere Produktionen. Sie spielen im täglichen Leben der Steirer:innen wesentliche, unersetzliche Rollen. Beispielsweise als Glas für Medizinprodukte, oder als Verpackungsmaterial von Lebensmitteln, als Produkte der chemischen Industrie, oder auch der Stahlindustrie, im gewohnten Alltag. Ohne sie wäre die Versorgung mit wichtigen Gütern undenkbar