Pressemeldungen IV-Steiermark

IV-Konjunkturumfrage: Steirische Industrie nach wie vor in schwierigem Umfeld

Umfrage der IV-Steiermark zeichnet Bild einer mehrheitlich stagnativen Entwicklung. Klare Worte der Industrie zur Idee einer Arbeitszeitverkürzung: „Brächte massive wohlstandsvernichtende Effekte mit sich.“ 

Die Stimmung in den steirischen Industrieunternehmen ist verhalten. Im Rahmen der aktuellen Konjunkturumfrage der Industriellenvereinigung Steiermark (IV) sind die wesentlichen Indikatoren zwar im positiven Bereich, zeigen aber keine dynamische Entwicklung. So stagnieren etwa die aktuelle Geschäftslage bei +48 (zuletzt +47) und die Ertragslage bei +36 (wie zuletzt), die derzeitige Auftragslage fällt hingegen sogar von +47 Ende 2022 auf nunmehr +39. "Die aktuelle Lage ist von Stagnation geprägt, die Reichweite der Auftragsbestände wird kürzer", erklärt Gernot Pagger, Geschäftsführer der IV-Steiermark.

Forderndes Umfeld, Mangel an Arbeitskräften
Der Ausblick bis Sommer ist dennoch von leichtem Optimismus geprägt - trotz der volatilen Entwicklungen nationaler und internationaler Rahmenbedingungen. Von Unwägbarkeiten am amerikanischen Finanzsektor über eine schwache Nachfrage in einzelnen Konsumgüterbereichen, wie insbesondere im privaten Wohnbau, bis hin zu den geopolitischen Unsicherheiten – das Umfeld für die Industrie bleibt schwierig. Hinzu kommt der Mangel an Arbeits- und Fachkräften, der sich vielerorts als Wachstumsbremse manifestiert. Die Nachfrage nach motiviertem und qualifiziertem Personal bleibt in der steirischen Industrie ungebrochen: Jedes dritte Unternehmen plant bis Sommer Mitarbeiter:innen einzustellen – im Herbst war es nur jedes fünfte. Nur neun Prozent der Unternehmen geben an, den Personalstand reduzieren zu wollen. Die Personalsuche der Industrie ist in der Steiermark stärker ausgeprägt, als das im Schnitt der Bundesländer der Fall ist: Der entsprechende Index liegt in der Steiermark bei +26, während er im Österreich-Schnitt mit +9 zum wiederholten Male klar darunter liegt. Wenig optimistisch fällt aktuell der Blick in das zweite Halbjahr aus. Der Index zur Bewertung der Geschäftslage in sechs Monaten fällt von -15 auf -27.

Strompreiszonentrennung beseitigen
Eine insgesamt nicht ausreichende Entspannung habe es zuletzt bei den Energiepreisen gegeben: „Die Kosten für Energie sind in Europa immer noch um ein Vielfaches höher als in Asien und den USA. Das ist ein enormer Wettbewerbsnachteil für die energieintensive Industrie – gerade auch in der Steiermark“, erinnert Pagger. Als wichtige Maßnahme am europäischen Strommarkt fordert die IV-Steiermark die Aufhebung der Strompreiszonentrennung zwischen Deutschland und Österreich, um zumindest innereuropäisch die Benachteiligung der heimischen Produktion zu reduzieren.

Klare Absage an Arbeitszeitverkürzung
Als "Gedankenkonstrukt mit enormem wohlstandsvernichtendem Effekt" sieht die Industriellenvereinigung Steiermark die zuletzt propagierte Idee einer Arbeitszeitverkürzung bei vollem Lohnausgleich. "Unser Wohlstand basiert auf wettbewerbsfähigen Unternehmen und ihren Produkten, die sie in aller Welt verkaufen können. Eine zusätzliche Verknappung und Verteuerung des Faktors Arbeit würde genau dem entgegenwirken", ist Pagger überzeugt. 

 "Offenbar sind den Diskussionsbeiträgen der letzten Tage und Wochen einige falsche Grundannahmen hinterlegt. Einerseits wird Österreich als Insel ohne jegliche außenwirtschaftliche Verflechtung bewertet, auf der Exporte und internationale Wettbewerbsfähigkeit keinerlei Rolle spielen.  Andererseits wird unterstellt, dass eine Heerschar an mehreren hunderttausenden, gut qualifizierten arbeitslosen Personen verfügbar wäre, die die wegfallenden Arbeitsstunden kompensieren kann", so Pagger weiter.

 Der bereits bestehende Arbeits- und Fachkräftemangel würde sich durch eine Verkürzung der Arbeitszeit dramatisch verschärfen. Rund 700.000 zusätzliche unselbständig Beschäftigte wären in Österreich nötig, um die Wirtschaft am Laufen halten zu können. Im April waren in Österreich 259.000 Personen als arbeitsuchend beim AMS vorgemerkt. "Wie die Lücke von mehr als 440.000 Arbeitnehmer:innen geschlossen werden soll, bleibt offen", so Pagger.

Und weiter: "Hinzu kommt die inflationstreibende Wirkung dieser Idee. Vielfach sind es interessanterweise dieselben Organisationen, die auf die kosten- und preistreibende Arbeitszeitverkürzung drängen und gleichzeitig auf die Inflation als das größte Problem der Menschen aufmerksam machen", wundert sich der IV-Steiermark Geschäftsführer.

 

 

Die IV-Konjunkturumfrage: Zur Befragungsmethode
An der jüngsten Konjunkturumfrage der Industriellenvereinigung Steiermark beteiligten sich 47 Betriebe mit 46.909 Beschäftigten. Bei der Konjunkturumfrage der IV kommt folgende Methode zur Anwendung: Den Unternehmen werden drei Antwortmöglichkeiten vorgelegt: positiv, neutral und negativ. Errechnet werden die (beschäftigungsgewichteten) Prozentanteile dieser Antwortkategorien, sodann wird der konjunktursensible „Saldo“ bzw. „Index“ aus den Prozentanteilen positiver und negativer Antworten unter Vernachlässigung der neutralen gebildet.