Pressemeldungen IV-Steiermark

Gemeinsam für eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie

Jetzt Kinderbetreuung und Elementarbildung stärken – dafür machen sich die Sozialpartner:innen gemeinsam mit der Industriellenvereinigung im Zuge eines österreichweiten Aktionstags stark. Konkret gefordert wird unter anderem ein Rechtsanspruch auf Kinderbetreuung ab dem ersten Geburtstag. „Beruf und Familie müssen in Zukunft besser vereinbar sein, hier müssen endlich Taten gesetzt werden. Aus diesem Grund werden wir Politik und Experten zu einem steirischen Kinderbetreuungsgipfel einladen“, heißt es in einer gemeinsamen Erklärung.

Sozialpartnerorganisationen und Junge Industrie mahnen weitere Maßnahmen zu Verbesserung der Vereinbarkeit von Beruf und Familie ein. V. l. n. r.: Nina Zechner, Gabi Lechner, Helga Ahrer, Maria Pein, Patricia Berger.
Foto: Foto Fischer

Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf hat sich in den vergangenen Jahren zu einem gesellschaftlichen Schlüsselthema entwickelt. Dennoch ist das Ziel einer familienfreundlichen Berufswelt noch nicht erreicht. Ein wesentlicher Faktor für die Vereinbarkeit von Beruf und Familie ist die Kinderbetreuung, qualitätsvolle Kinderbetreuungsangebote sind aber nach wie vor nicht flächendeckend vorhanden.

Die Zukunft eines Landes hängt von den nächsten Generationen ab. Bestehende Herausforderungen anzugehen ist dabei kostengünstiger, sinnvoller und nachhaltiger als spätere Abhilfemaßnahmen. Die vorschulische Erfahrung spielt eine maßgebliche Rolle für die Chancen im Erwachsenenalter.

 Relevanz und aktuelle Herausforderungen in der Kinderbetreuung und Elementarbildung
Die Corona-Krise hat erneut die große Bedeutung der Kinderbetreuung und Elementarbildung für Gesellschaft und Wirtschaft gezeigt. Die Sozialpartner:innen und die Industriellenvereinigung (IV) setzen sich gemeinsam dafür ein, dass es zu Lösungen der unmittelbaren Herausforderungen in Zusammenhang mit Covid-19 kommt. Sie stehen für eine breit ausgebaute und qualitativ hochwertige Kinderbetreuung und Elementarbildung, um den Lebens- und Wirtschaftsstandort für die Zukunft zu gestalten.
 
Kinderbetreuung und Kinderbildung sind nicht der Schlüssel zur Lösung eines bestimmten Problems, sondern ein ganzer Schlüsselbund. Hier sind mehrere Bereiche miteinander verknüpft: Arbeitsmarktpolitik, Bildungspolitik und Kinderbetreuungsmaßnahmen. Die frühkindliche Betreuung und Bildung erfüllt zwei wesentliche Funktionen: Sie unterstützt die elterliche Arbeitsmarktteilnahme und fördert die Kindesentwicklung. Gleichzeitig erreicht sie mehrere Ziele: Vereinbarkeit von Familie und Beruf, mehr Fachkräfte am Arbeitsmarkt und faire Chancen für jedes Kind.
 
Die große Bedeutung von Elementarbildung steigt in Zeiten der Corona-Krise und hoher Arbeitslosigkeit noch zusätzlich: Investition öffentlicher Mittel in den Ausbau von Kinderbetreuungseinrichtungen haben einen hohen Beschäftigungseffekt und tragen gleichzeitig zu besseren Erwerbschancen von Frauen und Bildungskarrieren von Kindern bei. Zudem stärken sie den ländlichen Raum, denn neben der Verfügbarkeit von attraktiven Arbeitsplätzen, insbesondere für gut gebildete Frauen, ist die bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie ein wichtiger Faktor, um Abwanderung entgegen zu wirken. Auch die lokale Nachfrage wird durch den Ausbau von Kinderbetreuung erhöht.
 
Durch die hohe Beschäftigungswirkung entstehen hohe Rückflüsse: Zwei Drittel der investierten Mittel würden in Form von Steuern und Abgaben sowie durch Einsparungen in der Arbeitslosenversicherung wieder an die öffentliche Hand zurückfließen. Laut Berechnungen des Wifo fließen für jeden im Bereich sozialer Dienstleistungen investierten Euro 70 Cent wieder an die öffentliche Hand zurück.
 
Auch die Wirtschaft profitiert: Frauen sind besser gebildet als jemals zuvor und unverzichtbar für den Arbeitsmarkt. Mit gut ausgebauter Kinderbetreuung kehren sie schneller an den Arbeitsplatz zurück und sind zeitlich flexibler. Vor allem die weiblichen Beschäftigten bekommen damit die Chance auf stabile Erwerbskarrieren, gute Einkommen und später eine entsprechend höhere Pension. Investitionen in Elementarbildung und Kinderbetreuung sind damit ein Beschäftigungs- und Konjunkturmotor.
 
Corona als besondere Herausforderung in der Kinderbetreuung: Die teilweise Schließung von Kindergärten und Schulen hat viele Eltern vor schwierige Herausforderungen gestellt. So wichtig der Schutz der Gesundheit ist, muss dieser dennoch gegen ebenso wichtige Ziele wie Bildung, Wirtschaft und das Wohlergehen von Familien und Kinder abgewogen werden.
 
Arbeitgeber und ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, aber auch die Beschäftigten in der Kinderbetreuung brauchen mehr Planungssicherheit und verlässliche Lösungen. Kinderbetreuungseinrichtungen und Schulen dürfen nicht voreilig geschlossen werden. Es muss klare und transparente Konzepte geben, um eine verlässliche Kinderbetreuung für alle zu gewährleisten. Dies ganz besonders im Interesse und zum Wohl der Kinder.
 
Was in der Kinderbetreuung und Elementarbildung jetzt zu tun ist

Weiterer Ausbau des Kinderbetreuungsangebots und Verbesserung der Öffnungszeiten: Im Jahr 2019 wurden österreichweit 27,6 Prozent der unter 3-jährigen Kinder in Kindertagesheimen betreut. Neben Wien mit 44 Prozent übertraf nur noch das Burgenland (34 Prozent) das Barcelona-Ziel von zumindest 33 Prozent Betreuungsquote. Dabei ist Kinderbetreuung eine Win-win-Situation für die ganze Familie: Eltern können ihrer Beschäftigung nachgehen und die Kinder sind – mit einer hohen elementarpädagogischen Qualität – in Betreuung und werden gefördert.
 
Die Sozialpartner:innen und IV fordern:

  • Flächendeckende, flexible und leistbare Kinderbetreuung mit ausreichend vielen Plätzen – insbesondere für Unter-3-Jährige. Dafür braucht es auch die organisatorischen und personellen Ressourcen
  • Vereinbarkeit der Öffnungszeiten mit einer Vollzeitbeschäftigung der Eltern – auch im Hinblick auf die Zahl der Schließtage
  • Mehr Betreuungsangebote durch Tageseltern als wichtige Ergänzung, etwa zu Randzeiten oder an Wochenenden
  • Gesicherte elementarpädagogische Betreuungsqualität neben dem quantitativen Ausbau der Kinderbetreuungsplätze
  • Ein gesellschaftliches Umdenken und das Wahrnehmen der Chancen, die eine qualitative Kinderbetreuung im Sinne der hohen Relevanz frühkindlicher Bildung bietet. Eltern sollen in einer modernen Gesellschaft die Möglichkeit haben ihr Kind/ihre Kinder in Betreuung zu geben, ohne sich rechtfertigen zu müssen
  • Ferienbetreuung auch für Schulkinder für zumindest sechs Wochen - leistbar und im ganzen Land, insbesondere auch in den Regionen

Rechtsanspruch auf Kinderbetreuung
Kleinkindergruppen und Kindergärten sind frühkindliche Bildungseinrichtungen, deswegen muss sichergestellt werden, dass alle Kinder einen Platz in einer elementaren Bildungseinrichtung bekommen. Es soll daher mittelfristig einen Rechtsanspruch auf Kinderbetreuung ab dem 1. Geburtstag geben.
 
Dieser muss in der Praxis aber auch einlösbar sein. Dafür braucht es vor allem für Kleinkinder mehr Plätze und insgesamt bessere Öffnungszeiten. Um den Ländern und Gemeinden für die Umsetzung Planungssicherheit sowie ausreichend Zeit für die fundierte Ausbildung der künftigen Pädagoginnen und Pädagogen zu geben, braucht es eine Übergangsphase. Der Rechtsanspruch soll daher in zwei Etappen erfolgen, und zwar ab Herbst 2023 ab dem 2. Geburtstag gelten und ab Herbst 2025 ab dem 1. Geburtstag des Kindes. Die täglichen und jährlichen Öffnungszeiten müssen so gestaltet sein, dass sie eine Vollzeitarbeit für beide Eltern ermöglichen.
 
Die Sozialpartner:innen und IV fordern:

  • Rechtsanspruch auf einen Platz in der Kinderbetreuung ab dem 2. Geburtstag ab 2023 und ab dem 1. Geburtstag ab 2025
  • Dieser Platz muss hochwertig, ganztägig sowie ganzjährig verfügbar und leistbar sein
  • Weiterer Ausbau, insbesondere bei den Unter-3-Jährigen und eine Ausweitung der Öffnungszeiten, um einen Anspruch auf Kinderbetreuung auch umsetzen zu können

Verbesserungen für betriebliche Kindergärten
Zusätzlich zu den öffentlichen und privaten Angeboten wird eine regelmäßige betriebliche Kinderbetreuung für Unternehmen immer mehr zum Thema. Durch die Errichtung von Betriebskindergärten lassen sich Kinderbetreuungslösungen für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter finden, die auch optimal auf die Bedürfnisse des Unternehmens abgestimmt sind. Die Betriebe investieren damit gezielt in die bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf.
 
Die Pläne und das Engagement von Unternehmen, die Kinderbetreuung innerbetrieblich auszubauen und entsprechend zu investieren, gilt es zu unterstützen – insbesondere, da die Umsetzung mit hohen Finanzierungskosten einhergeht - sei es durch Neubau eines Gebäudes oder durch bauliche Adaptionen die für eine Kinderbetreuungseinrichtung notwendig sind.
 
Die Sozialpartnerinnen und IV fordern:

  • Zielgerichtete und unbürokratische Förderungen für die Errichtung von Betriebskindergärten
  • Prüfung steuerlicher Hürden für den Ausbau und die Nutzung von Betriebskindergärten

Bundesrahmengesetz mit hohen Mindeststandards
Die Corona-Krise hat einmal mehr gezeigt, wie problematisch die uneinheitlichen Regelungen in der Elementarbildung und Kinderbetreuung sind. Es braucht gemeinsame Anstrengungen und Kooperation zwischen Bund, Ländern und Gemeinden, statt Hürden durch die Kompetenzverteilung zwischen diesen Ebenen.
 
Als Bildungsinstitution soll es für die Kleinkindergruppen und Kindergärten eine klare Zuständigkeit auf Bundesebene geben und die Festlegung einheitlicher, hoher Mindeststandards für die pädagogische Qualität in Form eines Bundesrahmengesetzes.
 
Mit dem „Bildungsreform Elementarpädagogikpaket - Kindergarten als Bildungseinrichtung stärken“ (2016) und „Zukunft der Elementarbildung in Österreich“ (2017) haben die Sozialpartner:innen und IV dazu bereits konkrete Vorschläge gemacht. Hohe Mindeststandards, mehr Personal und mehr Räumlichkeiten sind nicht nur für eine hohe pädagogische Qualität wichtig. Im Kontext der Krisenfolgen und Szenarien, die weitere regionale Lockdowns und verstärktes Homeoffice bzw. Distance Learning erfordern könnte, machen diese Maßnahmen flexibles Agieren bei Epidemien möglich und erhöhen damit in weiterer Folge die Krisenresilienz.
 
Die Sozialpartner:innen und IV fordern:

  • Ein Bundesrahmengesetz mit einheitlichen, hohen Mindeststandards für die pädagogische Qualität auf Bundesebene
  • Erarbeitung hoher Qualitätsstandards im Sinne der frühkindlichen Förderung und elementaren Bildung

Vorbereitung auf die Volksschule: Förderung der Sprachkompetenz
Der Ausbau der Sprachförderung im Kindergarten ist ein wichtiges Element für die Vorbereitung auf die Volksschule. Dabei steht die Förderung der Deutschkenntnisse an erster Stelle. Darüber hinaus ist die Vielfalt von Erstsprachen eine wichtige Ressource. Weiters muss Englisch als Weltsprache gefördert werden. Der Kindergarten ist ein Ort für den Kontakt und die erste Aneignung anderer Sprachen.
 
Um die Kinder für den Schuleintritt gut vorzubereiten hat sich das verpflichtende, kostenlose Kindergartenjahr zwar als sehr wirksam, jedoch deutlich zu kurz erwiesen und soll auf ein 2. Jahr für alle Kinder ausgeweitet werden.
 
Die Sozialpartner:innen und IV fordern:

  • Rasche Umsetzung eines verpflichtenden und kostenlosen zweiten Kindergartenjahrs für alle
  • Gezielte Förderung von Deutsch, aber auch der Förderung in der Erstsprache der Kinder um einen guten Erwerb der deutschen Sprache zu ermöglichen
  • Kennenlernen und erstes spielerisches Erlernen von Grundkenntnissen in Fremdsprachen, insbesondere Englisch und Einsatz von Native Speakers und speziell geschulte Pädagoginnen und Pädagogen, um die Sprachkompetenz der Kinder zu stärken

Digitale, technische und naturwissenschaftliche Kompetenzen
Unsere Welt wird immer digitaler. Um mit diesen Entwicklungen gut umgehen zu können, ist es für die kommenden Generationen wichtig, den Umgang mit digitalen Medien frühzeitig spielerisch kennenzulernen.
 
Naturwissenschaftlich-technische Qualifikationen sind Schlüssel zur Zukunftsfähigkeit unserer Gesellschaft und Wirtschaft und eröffnen jungen Menschen bislang kaum gekannte berufliche und persönliche Chancen. Kinder sind von Natur aus geborene Forscherinnen und Forscher. Dieses natürliche Interesse an Naturwissenschaften und Technik gilt es möglichst früh aufzugreifen und kindergerecht zu fördern. Gezielte Förderung von Mädchen kann zudem dazu beitragen, dass in diesen immer noch stark männerdominierten Bereichen mehr Frauen tätig werden.
 
Die Sozialpartner:innen und IV fordern:

  • Frühzeitige, spielerische Auseinandersetzung mit Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik (MINT) als Chance für das spätere Berufsleben
  • Digitale Kompetenzen sollen die vierte Grundkompetenz neben Lesen, Schreiben und Rechnen sein, auf die bereits im Kindergarten vorbereitet wird
  • Spielerische und kindgerechte Vermittlung von Computational Thinking (Informatisches Denken) vom Kindergarten an

Ausbildungsoffensive für Pädagoginnen und Pädagogen
Im Regierungsprogramm ist eine Ausbildungsoffensive für Elementarpädagoginnen und -pädagogen, insbesondere in den berufsbegleitenden Kollegs für Elementarpädagogik vorgesehen, um den raschen weiteren Ausbau von qualitätsvollen Bildungsplätzen in elementarpädagogischen Bildungseinrichtungen sicherzustellen und den Betreuungsschlüssel zu verbessern.
 
Die Sozialpartner:innen und die IV begrüßen diese Ankündigung und plädieren für eine rasche Umsetzung dieser Maßnahme, damit ausreichend qualifiziertes Personal für den weiteren Ausbau der Kleinkindergruppen und Kindergärten vorhanden ist. Dabei soll auch die Diversität gefördert werden, indem mehr Männer und Personen mit nicht-deutscher Muttersprache für die pädagogischen Berufe gewonnen werden.
 
Wiewohl die Kindergarten-Pädagog:innen Hervorragendes leisten, hat das österreichische Ausbildungssystem Reformbedarf: Notwendig ist eine einheitliche und bessere Ausbildung der unterstützenden Kräfte, auch zur pädagogischen Assistenz, eine Öffnung der Bundesanstalten für Elementarpädagogik (BAFEP) hin zu tertiären Einrichtungen sowie die schrittweise Tertiärisierung für Elementar- und Hortpädagoginnen und -pädagogen. Für die Ausbildung der Tageseltern sind bundesweit einheitliche Qualitätskriterien vorzusehen, die an die Ausbildungsstandards der pädagogischen Berufe anschließen und somit eine schrittweise Höherqualifizierung ermöglichen.
 
Die Sozialpartner:innen und IV fordern:

  • Konkreter Zeitplan für die Ausbildungsoffensive und genaue Angabe über die Zahl und regionale Verteilung der Ausbildungsplätze
  • Ausbau der Erwachsenenkollegs der BAFEPs für die unmittelbare Ausbildungsoffensive
  • Mittelfristig muss ein Umbau des Ausbildungssystems erfolgen mit einem Abschluss für Elementarpädagogik auf tertiärem Niveau

Jetzt umsetzen! Ausreichende Finanzierung bereitstellen
Für dieses ambitionierte Programm braucht es die entsprechenden finanziellen Mittel. Die von der Bundesregierung geplante substanzielle Aufstockung der laufenden 15a-Vereinbarung wird von den Sozialpartner:innen und der IV begrüßt und sollte rasch umgesetzt werden. Allerdings braucht es mehr Mittel, damit Österreich auch im internationalen Vergleich Schritt halten kann. Diese Investitionen fördern nicht nur ein besseres Angebot und höhere Qualität in Kleinkindergruppen und Kindergärten, sie wären auch ein wichtiger Bestandteil eines Konjunktur-Beschäftigungspakets. Auch im internationalen Vergleich zeigt sich, dass hier Aufholbedarf besteht: Die EU-Staaten investieren im Schnitt ein Prozent ihrer Wirtschaftsleistung in Kindergärten. Hierzulande ist es um ein Drittel weniger. Österreich muss hier aufschließen, um nicht abgehängt zu werden. Damit stünde über eine Milliarde mehr jedes Jahr für Zukunftsinvestitionen in der Elementarbildung zur Verfügung.
 
Um sicherzustellen, dass diese Mittel auch für den zugedachten Zweck eingesetzt werden, braucht es ein transparentes und nachhaltiges Modell der Finanzierung von Kinderbildung. Die laufende Finanzierung muss mit der Leistungserbringung verbunden sein: Künftig soll die Finanzierung mit dem tatsächlichen bereitgestellten Angebot verknüpft werden, indem Zuschüsse pro betreutem Kind (differenziert nach Alter der Kinder, Öffnungszeit etc.) ausbezahlt werden. So bekommen jene Gemeinden, die ein gutes Angebot an Kinderbildung haben oder dieses verbessern, mehr Mittel.
 
Die Sozialpartner:innen und IV fordern:

  • Rasche Aufstockung der 15a-Vereinbarung um den Ausbau der Kinderbetreuung, die Ausweitung der Öffnungszeiten und die Sprachförderung voranzutreiben
  • Mittelfristig muss Österreich bei den Investitionen in frühkindliche Bildung auf den EU-Schnitt von ein Prozent vom Bruttoinlandsprodukt aufschließen
  • Die Verteilung der Mittel muss durch ein transparentes Modell erfolgen, das die laufende Finanzierung mit der konkreten Leistung verknüpft

Kinderbetreuungsgipfel im Herbst

Die Sozialpartner:innen und Industriellenvereinigung bekennen sich zu einer bedarfsorientierten, flächendeckenden, flexiblen sowie leistbaren Kinderbetreuung und hochwertigen Elementarbildung als unverzichtbare Zukunftsbereiche. Um hier einen nachhaltigen Impuls zu setzen, wird man gemeinsam auf Politik und Experten zugehen und im Herbst zu einem großen Kinderbetreuungsgipfel in der Steiermark einladen.

STATEMENTS
WKO Steiermark Vizepräsidentin Gabi Lechner: „Wir sind dem Ziel einer familienfreundlichen Arbeitswelt in den vergangenen Jahren zwar etwas nähergekommen, haben es aber noch immer nicht erreicht. Besonders wichtig wäre ein Ausbau der frühkindlichen Betreuung und Bildung, denn sie erfüllt zwei wesentliche Funktionen: Sie unterstützt die elterliche Arbeitsmarktteilnahme und fördert die Kindesentwicklung. Aus diesem Grund setzen wir uns für einen Rechtsanspruch auf Kinderbetreuung ab dem ersten Geburtstag ein. Allen Kindern soll ein Platz in einer elementaren Bildungseinrichtung zur Verfügung stehen – das wäre nicht nur ein Schlüssel zur Lösung vieler Probleme, sondern eher ein ganzer Schlüsselbund.“
 
AK Steiermark Vizepräsidentin Patricia Berger: Wie aus dem seit 2014 jährlich erscheinenden Kinderbetreuungsatlas der AK Steiermark hervorgeht, wird das Angebot ausgebaut – doch von einer flächendeckenden, flexiblen und leistbaren Kinderbetreuung
kann gesamt gesehen nicht gesprochen werden. Die Vereinbarkeit von Beruf und Familie steckt leider in den Kinderschuhen. Das soll sich durch den Rechtsanspruch auf Kinderbetreuung ändern. Hierfür ist es aber auch notwendig, dass die Gemeinden mit den laufenden Kosten nicht alleine gelassen werden. Die Elementarbildung gehört gerecht finanziert: Gemeinden, die mehr Plätze schaffen, sollen dafür belohnt werden. Investitionen in Kinderbetreuung und Elementarbildung schaffen Arbeitsplätze und generieren Rückflüsse an die öffentliche Hand. Außerdem tragen sie zu besseren Erwerbschancen von Frauen und Bildungskarrieren von Kindern bei. Eine Veränderung in der Budgetpolitik ist notwendig!“
 
Maria Pein, Vizepräsidentin Landwirtschaftskammer Steiermark: „Ziel unserer Forderungen ist es auch, den ländlichen Raum zu stärken. Frauen und junge Familien sollen hier ihren Lebensmittelpunkt finden und nicht gezwungen sein abzuwandern. Neben attraktiven Arbeitsplätzen, insbesondere für gut gebildete Frauen, sind Betreuungsangebote, die eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie möglich machen, ein wichtiger Faktor. Und das umfasst auch nicht institutionelle Angebote, etwa mehr Betreuungsangebote durch Tageseltern als wichtige Ergänzung. Daher ist der weitere Ausbau bedarfsorientierter, flächendeckender, flexibler sowie leistbarer Kinderbetreuung und hochwertiger Elementarbildung so wichtig. Ein so ambitioniertes Programm umzusetzen, ist natürlich eine Herausforderung. Es braucht entsprechende finanzielle Mittel und eine Anstrengung des Bundes, gemeinsam mit den Ländern und Gemeinden. Dabei möchte ich festhalten, wie wichtig es ist die Länder und Gemeinden zu unterstützen, etwa durch eine rasche Aufstockung der 15a-Vereinbarung über die Elementarpädagogik.“
 
Nina Zechner, Geschäftsführerin der Jungen Industrie/Industriellenvereinigung Steiermark: „Der Rechtsanspruch auf Kinderbetreuung steht auch für das Recht der Kinder auf Bildung und damit auf Chancengleichheit vom frühestmöglichen Zeitpunkt an. Kinderbetreuung ist aber nur eine der vielen Dimensionen des Themas Vereinbarkeit. Wir müssen vor allem mehr Bewusstsein schaffen und etwa über die karrieretechnischen und finanziellen Spätfolgen langer Karenzzeiten aufklären.“
 
Helga Ahrer, stellvertretende Landesvorsitzende ÖGB Steiermark: „Eltern sollen darauf vertrauen können, dass bei der Bildung und Betreuung ihrer Kinder keine Abstriche gemacht werden. Deswegen fordern wir einen konsequenten Ausbau des Kinderbetreuungs- und Kinderbildungsangebotes, um jedem Kind eine ganzjährige, ganztägige, flächendeckende, kostenlose und vor allem qualitativ hochwertige Betreuung zu gewährleisten. Damit Kinderbetreuung keine Frage des Geldes mehr ist und für Eltern ein sorgenfreies Leben und eine echte Vereinbarkeit von Familie und Beruf möglich wird. Eine Investition in unsere Kinder und unsere Zukunft!“