Die jüngste Konjunkturumfrage der Industriellenvereinigung Steiermark (IV) unter 56 Unternehmen mit 40.550 Beschäftigten zeichnet ein positives Bild der steirischen Industriekonjunktur. Die Indizes zur aktuellen Geschäfts- und Auftragslage zeigen nach oben. So wird die derzeitige Geschäftslage von 55 Prozent der befragten Betriebe als gut bezeichnet und nur 3 Prozent melden eine schlechte Lage. Der Index zur Bewertung der Auftragsbestände bleibt auf hohem Niveau und steigt auf +59 (zuletzt +42). Lediglich die Ertragslage kann, unter anderem aufgrund der hohen Rohstoffkosten, nicht an diesen Trend anschließen.
Nachteilig wirkt sich auch der Mangel an Fachkräften und Lehrlingen auf die Industriekonjunktur aus. Die Nachfrage nach qualifizierten Beschäftigten bleibt hoch: Jedes dritte steirische Industrieunternehmen will über den Sommer neue Mitarbeiterinnen und
Mitarbeiter aufnehmen. Entscheidend ist dabei die Frage, ob ausreichend geeignete Personen zu finden sein werden.
Fachkräfteoffensive des Landes ins Laufen bringen
Aus Sicht der IV-Steiermark ist die Ankündigung des Landes Steiermark für eine Fachkräfteoffensive durch Arbeitsstiftungen und hier vor allem jene zur „Digitalisierung“, ein wichtiger erster Schritt. Eine rasche Umsetzung muss jedoch folgen, zumal der Druck in Anbetracht der hohen Einstellungsbereitschaft der Betriebe steigt und der Fachkräftemangel zum Wachstumshemmer wird. „Es muss jetzt gehandelt werden. Wir können uns auch in Hinblick auf anstehende Investitionen keine weitere Verschärfung des Fachkräftemangels leisten“, betont Nina Zechner, stv. Geschäftsführerin der IV-Steiermark.
Bereits heute stehen den rund 39.200 arbeitsuchenden Personen in der Steiermark über 28.000 offene Stellen gegenüber. „Das Mismatch von Angebot und Nachfrage hat sich nochmals erhärtet und betriebsnahe Qualifizierungsmaßnahmen, wie Arbeitsstiftungen gewinnen zunehmend an Bedeutung“, so Zechner. Bildung, Ausbildung und Weiterbildung sind die größten Hebel gegen den Fachkräftemangel. Zechner dazu: „Wir wissen, dass Personen, die maximal über einen Pflichtschulabschluss verfügen, mit einer Arbeitslosenquote von über 20 Prozent das höchste Risiko haben, arbeitslos zu werden. Das heißt, jeder fünfte dieser Gruppe ist ohne Job. Das richtige Signal ist demnach eindeutig Qualifizierung und nicht eine Arbeitszeitverkürzung. Diese würde den Fachkräftemangel massiv verschärfen und den Faktor Arbeit stark verteuern.“
Gestiegene Rohstoffkosten schmälern Ertragslage zunehmend
Schließlich ist der Kostendruck schon jetzt beträchtlich und nimmt nach Einschätzung der befragten Betriebe in den kommenden Monaten weiter zu. Aufgrund deutlich gestiegener Rohstoffpreise, Verpackungs- und Transportkosten sowie den Kosten rund um Energie, rechnen wesentlich mehr Unternehmen als zuletzt mit einer schlechter werdenden Ertragssituation in den nächsten sechs Monaten. 28 Prozent der Befragten erwarten einen negativen Trend, im Vorquartal waren es 6 Prozent.
Internationale Corona-Ausfälle treffen steirische Bertriebe
Der sechs Monats-Ausblick der Konjunkturumfrage prognostiziert eine Stabilisierung auf hohem Niveau. Aus Sicht der IV-Steiermark muss hier jedoch mehr denn je die internationale Vernetzung der Wirtschaft eingepreist werden und damit die Notwendigkeit, die Pandemie weltweit in den Griff zu bekommen. Zechner abschließend zur hohen Ungewissheit der weiteren weltenweiten Entwicklungen hinsichtlich der Corona-Pandemie und ihren Folgen für die Steiermark: „Schlägt die Pandemie auch tausende Kilometer von uns entfernt wieder stärker auf, so hat dies Auswirkungen auf die Steiermark. Pandemiebedingte Produktionsstillstände etwa in Asien sorgen für Ausfälle von Lieferketten, was wiederum negativen Einfluss auf steirische Produktionen nehmen kann.“
Die IV-Konjunkturumfrage: Zur Befragungsmethode
An der jüngsten Konjunkturumfrage der Industriellenvereinigung Steiermark beteiligten sich 56 Unternehmen mit 40.550 Beschäftigten. Bei der Konjunkturumfrage der IV kommt folgende Methode zur Anwendung: den Unternehmen werden drei Antwortmöglichkeiten vorgelegt: positiv, neutral und negativ. Errechnet werden die (beschäftigungsgewichteten) Prozentanteile dieser Antwortkategorien, sodann wird der konjunktursensible „Saldo“ aus den Prozentanteilen positiver und negativer Antworten unter Vernachlässigung der neutralen gebildet.