IV-Steiermark-News

Konjunkturausblick mit klar negativen Vorzeichen

Erstmals seit Frühjahr 2020 liegen alle zukunftsbezogenen Indikatoren der IV-Steiermark Konjunkturumfrage unterhalb der Null-Linie. Verfügbarkeit und Kosten von Energie und qualifiziertem Personal bleiben die entscheidenden Standortthemen.  

Ergänzend zu den Ergebnissen der österreichweiten Konjunkturumfrage der Industriellenvereinigung präsentierte die Industriellenvereinigung Steiermark (IV) am Dienstag die Rückmeldungen der 54 steirischen Betriebe (45.700 Beschäftigte) im Zuge dieser Erhebung. Alle Indikatoren dieser quartalsweise durchgeführten Konjunkturumfrage haben sich seit der letzten Erhebung im April dieses Jahres verschlechtert. Der Index zur Bewertung der aktuellen Geschäftslage fällt im Vergleich zum Vorquartal um 17 Punkte von 48 auf 31, im Jahresvergleich hat sich diese Kennzahl sogar mehr als halbiert (von 64 auf 31). Auch die Reichweite der vorhandenen Aufträge schwächt sich in den vergangenen Monaten deutlich ab. Der Index zur Beurteilung des derzeitigen Auftragsbestandes geht im Quartalsvergleich um 11 Punkte von 39 auf 28 zurück (Jahresvergleich von 65 auf 28).

Die negative Entwicklung bildet sich insbesondere im 3- und im 6-Monatsausblick ab: Erstmals seit dem Sommer 2020 weisen alle Indikatoren bezogen auf die kommenden drei Monate negative Vorzeichen aus. Nur 8 Prozent der Unternehmen geben an, ihre Produktionstätigkeit bis zum Herbst auszuweiten, 49 Prozent hingegen gehen davon aus, diese reduzieren zu müssen. Der resultierende Index von -41 ist der schlechteste Wert seit dem ersten Quartal 2020. Ein ähnliches Bild zeigt die geplante Kapazitätsauslastung (Index: -42).

Konjunktur wirkt sich nun auch auf Arbeitsmarkt aus
Auch der geplante Personalstand ist rückläufig. 8 Prozent planen, neues Personal einzustellen, 32 Prozent gehen hingegen von sinkender Mitarbeiterzahl aus. „Die Industriekonjunktur wird sich somit im zweiten Halbjahr auch am Arbeitsmarkt abbilden. Trotz teilweise schwierigem Umfeld hat die große Mehrheit der Betriebe bisher ihre Mitarbeiter gehalten. Es fehlt in vielen Betrieben nun an einer ausreichend guten Perspektive, um diese Strategie weiter beizubehalten“, betont IV-Steiermark Geschäftsführer Gernot Pagger.

Der Anteil jener Betriebe, die Personal abbauen müssen, steigt damit von einer in den letzten Jahren beobachteten Bandbreite von 0 bis 11 Prozent nun sprunghaft auf 32 Prozent an. Jener von Unternehmen, die in den kommenden Monaten Mitarbeiter einstellen wollen, sinkt hingegen von zuletzt 20 bis 39 Prozent auf nun 8 Prozent.  

Keine Aufhellung der Industriekonjunktur in diesem Jahr
Die steirische Industrie rechnet bis Jahresende mit keiner nennenswerten Verbesserung der wirtschaftlichen Situation. Die Indizes zur Beurteilung der erwarteten Geschäftslage zu Jahresende liegt mit -24 klar im negativen Bereich, wie auch jener zur Bewertung der Ertragssituation in sechs Monaten (-22).

 „Im Jahr 2023 ist kein wirtschaftlicher Aufschwung zu erwarten. Um danach wieder in Phasen stärkeren Wachstums zu gelangen, müssen wir jetzt die Grundlagen legen. Die drängendsten Herausforderungen dabei sind – trotz kurzfristig sinkender Zahl offener Stellen – die Verfügbarkeit und die Kosten von qualifiziertem Personal und die Verfügbarkeit und die Kosten von Energie. Diesen mit einer auf die Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit ausgerichteten Standort- und Industriepolitik erfolgreich zu begegnen heißt, die Position unserer Industrie auf den globalen Märkten zu stärken und Anlässe für Investitionen zu bieten. Und so Wachstum für die nächsten Jahre möglich zu machen, um den Wohlstand in der Steiermark zu festigen“, so Pagger.

Die IV-Konjunkturumfrage: Zur Befragungsmethode 
An der jüngsten Konjunkturumfrage der Industriellenvereinigung Steiermark beteiligten sich 54 Betriebe mit 45.717 Beschäftigten. Bei der Konjunkturumfrage der IV kommt folgende Methode zur Anwendung: den Unternehmen werden drei Antwortmöglichkeiten vorgelegt: positiv, neutral und negativ. Errechnet werden die (beschäftigungsgewichteten) Prozentanteile dieser Antwortkategorien, sodann wird der konjunktursensible „Saldo“ bzw. „Index“ aus den Prozentanteilen positiver und negativer Antworten unter Vernachlässigung der neutralen gebildet.