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„Volle Kraft voraus, Steiermark“ – IV will gemeinsamen Weg mit der Landespolitik gehen

Abseits der Pandemie-Bewältigung sieht die Industriellenvereinigung Steiermark in der Verfügbarkeit von Personal, der Modernisierung der Infrastruktur und in der Sicherung steirischer Beiträge im Kampf gegen den Klimawandel die zentralen Themen für die Landespolitik im Jahr 2022. Hohe Energiekosten treffen die Steiermark massiv – die Bundespolitik soll helfen.

Zum Jahresauftakt präsentieren der Präsident der Industriellenvereinigung Steiermark (IV) Stefan Stolitzka, die Vorsitzende der Jungen Industrie Steiermark (JI) Julia Aichhorn und IV-Steiermark Geschäftsführer Gernot Pagger die wesentlichen Anliegen an die Landes- und Bundespolitik.

Arbeits- und Fachkräftemangel ist Standortthema Nummer 1
Die Lage am steirischen Arbeitsmarkt hat sich gedreht. War noch vor wenigen Monaten der Umgang mit steigenden Arbeitslosenzahlen das zentrale arbeitsmarktpolitische Thema, stehen nunmehr der Mangel an Fachkräften und vielerorts generell die Verfügbarkeit von Arbeitskräften im Mittelpunkt der betrieblichen Herausforderungen.

Eine Situation, die die Steiermark langfristig prägen wird: Bei einer österreichweiten Erhebung unter rund 1000 Industriebetrieben wurde die „Verfügbarkeit von Personal“ als wesentlichste Herausforderungen am Standort Österreich identifiziert. Am stärksten ausgeprägt ist diese Sicht in der Steiermark: 70 Prozent aller Unternehmen sehen darin das Standortthema Nummer 1 und einen dringenden Handlungsbedarf. Nicht zuletzt auch hervorgerufen durch die hohe Investitionsbereitschaft der Industrie.

Weil der derzeitige Personalmangel viele Ursachen hat, ist die Suche nach Auswegen komplex. „Einfache Lösungen haben vor allem eines gemeinsam: Sie greifen zu kurz. Vielmehr bedarf es einer umfassenden, ressortübergreifenden Fachkräftestrategie auf nationaler, wie auch auf Landesebene. Wir müssen unser Fachkräfte-Potenzial verbessern, erhöhen und vergrößern,“ betont Gernot Pagger.

Umfassende Maßnahmen nötig, um Fachkräftepotenzial zu heben
Die Verbesserung des Potenzials soll durch Orientierungs- und Qualifizierungsangebote für Auszubildende, Arbeitsuchende und Beschäftigte gelingen. Individuelle Bildungs- und Berufswege sind einerseits optimal an Begabungen, Kompetenzen und Interessen und andererseits an regionalen Beschäftigungsmöglichkeiten zu orientieren. „Es geht um ein bestmögliches Matching von Angebot und Nachfrage am Arbeitsmarkt“, erläutert Pagger.

Die Erhöhung des Potenzials soll durch den Erhalt der Erwerbsfähigkeit älterer Arbeitnehmer, eine Anpassung des gesetzlichen Pensionsantrittsalters, die Erhöhung des Arbeitszeitvolumens von Teilzeitkräften und insbesondere die stärkere Erwerbsbeteiligung von Frauen gelingen. „Die Frage der Vereinbarkeit von Beruf und Familie ist für die Erwerbsmöglichkeit von Frauen essenziell. Rasche Verbesserungen beim Kinderbetreuungs-Angebot hinsichtlich Öffnungszeiten sowie die generelle regionale Verfügbarkeit von Plätzen, sind unsere zentralen Anliegen an die Landesregierung. Hier wünschen wir uns konkrete Ergebnisse und von allen Beteiligten Weitsicht und den Mut, Neues anzustoßen,“ so die JI-Vorsitzende Julia Aichhorn.

Der Ausbau der Elementarbildungsinfrastruktur und ein Recht auf Betreuung sind dabei keinesfalls Selbstzweck und müssen aus Sicht der JI Steiermark als langfristiges Investment betrachtet werden. „Mit einer qualitativen, modernen und flexiblen Betreuungsinfrastruktur lässt sich bereits kurzfristig dem Arbeitskräftemangel entgegenwirken. Langfristig sorgt diese für Chancengleichheit, von der unsere Kinder und wir alle profitieren,“ betont Aichhorn.

Für die Vergrößerung des Fachkräftepotenzials muss die Steiermark als attraktiver Lebensmittelpunkt national und international noch stärker sichtbar gemacht werden. „Die Steiermark bietet in ihren Branchen technologieführende Unternehmen als mögliche Arbeitgeber für Spitzenkräfte aus aller Welt. Und ein einzigartiges Lebensumfeld, das die Steiermark zum wohl lebenswertesten Arbeits- und Lebensmittelpunkt macht. Dieses Bild müssen wir noch stärker in die Welt hinaustragen,“ wünscht sich Gernot Pagger und begrüßt die diesbezüglichen Pläne der Landesregierung.

Glasfaserausbau und Infrastruktur vorantreiben, Klimabeiträge der Industrie richtig einschätzen
Die Notwendigkeit eines beschleunigten Glasfaserausbaus in der Steiermark wurde seitens der Landesregierung erkannt. Das nun möglich scheinende Tempo des Ausbaus gilt es 2022 durch die optimale Koordination privater und öffentlicher Anbieter aufzunehmen. „Es braucht eine möglichst flächendeckende, gigabitfähige Infrastruktur mit hohem Anteil an Glasfaser (50%) bis zum Jahr 2024. Wir müssen sehr viel früher ans Ziel, als wir das vor der Pandemie gedacht haben“, betont Stolitzka.

Auch im Bereich Schiene und Straße stehen wichtige Projekte für die Steiermark an. Den Neubau des Bosruck-Tunnels voranzutreiben, einen Bahnhof an der Südbahnstrecke am Flughafen Graz sicherzustellen und für den dreispurigen Ausbau der A9 südlich von Graz zu kämpfen, sind drei von mehreren konkreten Aufgaben, die für die Steiermark hohe Priorität haben müssen.

In der Neuformulierung der Klima- und Energiestrategie des Landes, die für 2022 geplant ist, wünscht sich die IV-Steiermark ein hohes Bewusstsein für industrielle Produkte und Prozesse und den durch sie möglichen CO2-Reduktionseffekt. „Wir wünschen uns von der Klima- und Energiepolitik auf allen Ebenen, eine faktenbasierte Diskussion und eine Life-Cycle-Betrachtung bei der Einschätzung von Technologien und Produktionen. Energieeffiziente Produkte und Prozesse sind der entscheidende Hebel am globalen Weg gegen den Klimawandel,“ unterstreicht Stolitzka.

In der raschen und zuverlässigen Abwicklung von UVP-Verfahren in der Steiermark sieht die IV die Voraussetzung für Investitionen. Und damit für sichere Arbeitsplätze, aber auch für Maßnahmen der Energiewende und des Umweltschutzes. Diese Voraussetzung gilt es gegenüber Investoren gewährleisten zu können.

Energiekosten, eine Belastung für die gesamte Industrie
„Die massiv steigenden Kosten für Energie sind eine nachhaltige Gefahr für unseren Industriestandort und für Arbeitsplätze,“ warnt der IV-Steiermark Präsident. Die Entwicklung des Gaspreises, der für die Industrie besonders relevant ist, zeigt die Dimension des Problems deutlich auf: Der Gaspreis liegt aktuell beim bis zu Vierfachen im Vergleich zu einer konjunkturellen Normallage (und rund 13-mal höher als im August 2020). Das betrifft vor allem energieintensive Unternehmen – die Preissteigerung ist aber derart hoch, dass mittlerweile die gesamte Industrie schwer betroffen ist.

Stolitzka fordert daher von der Bundespolitik ein: „Wir benötigen kurzfristig einen Überbrückungsfonds, um diese Betriebe von einem energiekostenbedingten Liquiditätsstress abzuschirmen. Ebenfalls liquiditätsstärkend wirken Steuer- und Abgabenstundungen sowie Vorauszahlungsverzichte.“ Energiespezifische Abgaben sollen kurzfristig und befristet gesenkt werden, so wie das bei der Ökostrompauschale bereits geschehen ist.

IV-Appell: Volle Kraft voraus, Steiermark
Nach wie vor verfügt die steirische Landesregierung mit der Agenda Weiß-Grün über ein hervorragend geeignetes Arbeitsprogramm. „Die Welt hat sich jedoch mit einem Tempo geändert, das es notwendig macht, unser Timing zu überdenken. Die Ziele, Inhalte und Projekte im Regierungsprogramm haben Bestand – dringend zu adaptieren sind aber die hinterlegten zeitlichen Fristen. Daher mein Appell: Volle Kraft voraus, Steiermark. Die Industrie ist bereit, den von der Landesregierung ins Visier genommenen Weg aktiv mitzugestalten,“ so Stefan Stolitzka abschließend. 

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