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GAW erhält internationale Auszeichnung für die Lösung eines vielschichtigen Problems

Gemeinsam mit Fraunhofer IVV, CreaCycle und Industriepartnern schließen Unternehmen der GAW Gruppe den Kreislauf für heterogenen Kunststoffabfall (beispielsweise mehrschichtige Verpackungsfolien) und belegen bei der Preisverleihung der Alliance to End Plastic Waste in New York den zweiten Platz.

Der Anlass. Der Österreichische Ministerrat hat Anfang Dezember 2022 die nationale Kreislaufwirtschaftsstrategie beschlossen. Bis 2050 soll die Österreichische Wirtschaft und Gesellschaft zu einer nachhaltigen Kreislaufwirtschaft umgestaltet werden.* Die GAW Gruppe begrüßt diesen wichtigen Schritt, zumal sich unsere Kunststoffsparte intensiv der Schließung des Kreislaufs für gemischten Kunststoffabfall widmet.**

Die Partnerschaft. In jahrzehntelanger Zusammenarbeit mit dem Fraunhofer Institut für Verfahrenstechnik und Verpackung (IVV), CreaCycle und namhaften Industriepartnern ist es LÖMI und GAW technologies, zwei Unternehmen der GAW Gruppe, gelungen, eine Lösung in den Markt zu bringen, die den Kreislauf für heterogenen Kunststoffabfall, beispielweise Lebensmittelverpackungsfolien, schließt.

 Das Problem - der gelbe Sack brennt. In Europa werden pro Jahr in etwa 20 Millionen Tonnen gemischter Kunststoffabfall deponiert oder verbrannt und somit dem Kunststoffkreislauf entzogen. Das liegt bisher vor allem daran, dass Materialverbunde aus Kunststoffen nicht mehr in ihre Einzelkomponenten aufgetrennt werden können und somit als nicht rezyklierbar gelten. Bei der thermischen Verwertung lösen sich mit Mehrschicht-Folien-Verbunden allerdings auch wahre High-Tech Produkte in Rauch auf.***

 Die Lösung – das CreaSolv® Verfahren. Die von unserem Projektteam forcierte Lösung ermöglicht die Rezyklierung hochqualitativer, sortenreiner Kunststoffe aus bisher unverwertbaren Abfallfraktionen.

 Alexander Rinderhofer / Geschäftsführung GAW Beteiligungs GmbH (GAW Gruppe) und Mastermind des Projektteams: „Die Idee des lösungsbasierten Recyclings ist nicht neu, findet aber erst jetzt die richtigen Rahmenbedingungen vor, um sich zu etablieren. Die Eleganz des Verfahrens besteht darin, dass es sowohl Sortierung, Reinigung und Aufbereitung in einem Prozess abbildet und sich daher besonders für jene heterogenen Kunststoffabfälle eignet, die aufgrund ihrer komplexen Werkstoffkombinationen bis dato nicht rezykliert werden konnten.“  Denn durch das CreaSolv® Verfahren gelangt man mit einem hochreinen PE Rezyklat aus der Folienanwendung wieder direkt in die Folienanwendung - der Kreislauf schließt sich.****

 Die Referenzen – zur internationalen Auszeichnung. Für die bereits realisierten Demonstratoren und Pilotanlagen im industriellen Maßstab - unter anderem für Unilever in Indonesien - wurde das Projektteam, bestehend aus Fraunhofer IVV (Ger), LÖMI (Ger), CreaCycle (Ger) und Lober Abfallentsorgung (Ger) unter Federführung der GAW technologies (Aut) im Rahmen der Preisverleihung der Alliance to End Plastic Waste (AEPW) an der New York Stock Exchange aus 600 Einreichungen mit dem 2ten Platz ausgezeichnet.

 Nina Pildner-Steinburg / Geschäftsführung GAW technologies GmbH: „Auch wenn es für den Sieg noch nicht ganz gereicht hat – so bot der Wettbewerb einen hervorragenden Rahmen unser Netzwerk auszubauen, den Kreislaufwirtschaftsgedanken voran zu treiben und weitere Allianzen zur Umsetzung unserer Nachhaltigkeitsstrategie zu schmieden.“

 Über Alliance to End Plastic Waste
Die Alliance to End Plastic Waste ist eine globale Non-Profit Organisation, die 2019 gegründet wurde um Plastikabfall in der Umwelt zu beenden. Unternehmen aus der gesamten Kunststoff-Wertschöpfungskette werden zusammengerufen, um mit dem öffentlichen Sektor, der Zivilgesellschaft und auf Gemeinde-Ebenen zusammenzuarbeiten. In 29 Ländern werden Projekte getestet und weiterentwickelt, um eine Kreislaufwirtschaft für Kunststoffe voranzutreiben.

 Über GAW technologies
GAW („Great Applications Worldwide“) steht seit über 70 Jahren weltweit als Garant für Technologiekompetenz in verschiedensten Industriesegmenten. Nachhaltigkeit und die Einsparung von wertvollen Rohstoffen, Wasser und Energie stehen dabei im Fokus. Das Portfolio der GAW technologies umfasst Anlagen, Produkte, Serviceleistungen und digitale Anwendungen und bedient fünf essenzielle Märkte in beinahe allen Regionen der Welt: Papier, Chemie, Faser-Verbundwerkstoffe, Wasser- und Abwasserbehandlung sowie Digitalisierungslösungen in diesen Segmenten. Über 150 Mitarbeiter erwirtschaften am Hauptsitz in Graz sowie in weltweiten Niederlassungen einen Jahresumsatz von rund 35 Millionen Euro. GAW technologies ist ein eigenständiges Unternehmen der GAW Gruppe.

Fußnoten:
 * Konkret wird in der Strategie etwa die Reduktion des Ressourcenverbrauchs auf sieben Tonnen pro Kopf und Jahr bis 2050 anvisiert. Österreich hat im europäischen Vergleich einen hohen Ressourcenverbrauch und lag 2018 mit 19 Tonnen pro Kopf um 36 Prozent über dem EU-Durchschnitt. Ein großer Teil betrifft das Thema Kunststoffe.

** Im angestammten Geschäftsbereich Papierindustrie ist die Kreislaufwirtschaft bereits seit Mitte der 1990er unser Credo und so ziehen wir bereits seit damals vehement für eine umweltfreundliche Papierproduktion und Veredelung in den Markt.

*** Mehrschichtige Verpackungsfolien werden in der Verpackungsbranche eingesetzt, um das Gewicht des Packmittels zu reduzieren und die Produkthaltbarkeit zu erhöhen, womit sie signifikant zur CO2-Reduktion beitragen. Verpackungsfolien können aus bis zu 12 verschiedenen Schichten bestehen. Diese werden beim Verbundaufbau aufeinander geschichtet, um die gewünschten Leistungsmerkmale zu erreichen. Da die Schichten miteinander verschmolzen werden lassen sie sich mechanisch nicht trennen. Ob der unterschiedlichen chemischen und physikalischen Eigenschaften der verbundenen Schichtenwerkstoffe erweist sich Extrusion daher als ungeeignet,zur Rezyklierung und für die Herstellung neuer Produkte..

 **** Das CreaSolv®-Verfahren trennt verschiedene Polyolefine präzise aus einem Gemisch von Kunststoffabfällen. Ein selektiv wirkendes Lösungsmittel löst physikalisch einzelne Polyolefin-arten aus gemischten flexiblen Post-Consumer-Verpackungsabfällen. Unlösliche Rückstände wie Etiketten oder anorganische Verunreinigungen, andere Polyolefine und Polymere, Pigmente, Ablagerungen oder organische Rückstände können effektiv aus der Lösung entfernt werden. In aufeinanderfolgenden Prozessschritten wird die Polymerlösung gereinigt, stabilisiert und in PCR-Pellets überführt. Aus den verbleibenden unlöslichen Reststoffen können mit dem gleichen Verfahren durch Anpassung der Parameter oder Modifizierung des Lösungsmittels weitere Polyolefin-Typen extrahiert werden.