Bildung und Gesellschaft

Lehren aus der Pandemie – digiTALENTE Styria widmet sich dem Distance Learning

Umfragen unter Lehrenden und Studierenden zeigen, dass Eigenverantwortung und digitale Kompetenzen bei Schülerinnen und Schüler in den letzten Monaten stark zugenommen haben. Persönlicher Einsatz der Pädagoginnen und Pädagogen als entscheidender Erfolgsfaktor. Erfahrungen für digital unterstütze Pädagogik nach Corona nutzen.

Industriellenvereinigung Steiermark (IV), Pädagogische Hochschule (PH) und Bildungsdirektion Steiermark laden bereits zum dritten Mal zum Symposium „digiTALENTE“. Waren bei den Symposien im Mai 2017 und Februar 2020 an einen derart umfassenden Einsatz digitaler Lehrmittel nicht zu denken, standen diesmal Erfahrungen mit und Lehren aus der Zeit des Distance Learnings im Fokus der Tagung.

Die PH führte in Kooperation mit der IV-Steiermark und der Bildungsdirektion in den vergangenen Monaten eine umfassende Erhebung unter über 1500 Pädagoginnen und Pädagogen durch, um mehr über Effekte und Erfolge, aber auch Hindernisse und Probleme des Distance Learnings zu erfahren. Ergänzend wurde eine Befragung bei Lehrenden und Lehramtsstudierenden an der PH mit 175 befragten Personen durchgeführt.

Pädagog*innen Umfrage zeigt Licht und Schatten des Distance Learnings
Die Umfrage unter den Lehrkräften zeigt Schwierigkeiten wie auch Erleichterungen des Distance Learnings deutlich auf. Befragt nach den Stärken und Schwächen beim Einsatz digitaler Technologien sehen Pädagoginnen und Pädagogen klare Vorteile in der Distribution von Unterrichtsmaterialien wie auch die erleichterte Organisation und Koordination von bspw. Aufgaben. PH Rektorin Elgrid Messner: „Die Mehrheit der Kolleginnen und Kollegen bevorzugt naturgemäß den persönlichen Kontakt und sieht vor allem die eingeschränkte Interaktionsmöglichkeit als Schwächen des virtuellen Unterrichts. Dennoch ist es gelungen, den Kontakt zu den Schülerinnen und Schülern in 70 Prozent der Fälle zur Zufriedenheit der Lehrenden auszugestalten.“

Digitale Kompetenzen stehen für persönliche Weiterentwicklungschancen
Ein weiterer Vorteil des Digitalisierungsschubs ist laut steirischen Pädagoginnen und Pädagogen der beschleunigte Auf- und Ausbau digitaler Kompetenzen – bei Lehrenden wie bei Lernenden. Aus Sicht von Gernot Pagger, Geschäftsführer der IV-Steiermark, gilt es, diesen neuen Zugang zur Digitalisierung auch für die Zeit nach Corona zu nutzen. „Waren es vor Corona rund 9 Prozent der Pädagoginnen und Pädagogen, haben nunmehr praktisch alle Erfahrungen mit digitalen Lehr- und Lernmitteln gesammelt. Hinzu kommt, dass über 90 Prozent der Lehrenden angeben, dass sich die Digital-Kompetenzen ihrer Schülerinnen und Schüler verbessert haben. Das ist eine völlig neue Basis, die wir als eine der wenigen positiven Konsequenzen der Pandemie absichern müssen.“, so Pagger. Als positive Entwicklung der letzten Wochen hebt auch Abteilungsleiterin Andrea Graf in Vertretung der Bildungsdirektorin die in der Umfrage dokumentierte deutliche Zunahme an wahrgenommener Eigenverantwortung bei Schülerinnen und Schülern hervor. „Viele haben gelernt, den Alltag eigenverantwortlicher einzuteilen und haben damit einen großen, für das spätere Berufsleben wichtigen Entwicklungsschritt gemacht“, so Graf.

Als klaren Auftrag wertet die IV-Steiermark die Rückmeldung der Pädagoginnen und Pädagogen, dass es ihnen kaum möglich war, durch Distance Learning eine bessere Differenzierung der Lernszenarien zu bewirken. „Hier müssen wir gemeinsam den Hebel ansetzen, wenn es darum geht, digitale Lernformen in den Regelunterricht zu integrieren. In der Individualisierung von Lernwegen liegt aus unserer Sicht der potenziell größte Mehrwert der digital unterstützten Unterrichtsgestaltung“, betont Pagger.

Lehramtsstudierende: Klare Struktur und Interaktion entscheidend für virtuellen Lernerfolg
Die Ausführungen der Impulsgeber und PH Professoren Harald Burgsteiner, Johannes Dorfinger sowie Georg Krammer im Rahmen der virtuellen digiTALENTE Styria zeigen, dass neben der Infrastruktur für die digitale Vermittlung vor allem pädagogische Konzepte und didaktisches Gespür entscheidend sind. Grundlage der Aussage bildet neben der Umfrage unter Pädagoginnen und Pädagogen auch eine aktuelle Erhebung unter Lehramtsstudierenden. Seitens PH-Studierenden wurde etwa angegeben, dass eine klare Struktur und Lernziele im Onlineunterricht sehr hilfreich seien, ebenso wie die Erreichbarkeit der Lehrkräfte. Für ein positives Online-Lernerlebnis stehen außerdem selbsterklärende Arbeitsaufträge. Eine hohe Leistungsmotivation wird nach Angabe der Studierenden zudem erreicht, wenn auch virtueller Raum für soziale Interaktion geschaffen wird.

Dank an Pädagoginnen und Pädagogen
PH, Bildungsdirektion und IV-Steiermark sind sich einig: „Es ist vor allem den engagierten steirischen Pädagoginnen und Pädagogen und ihrem auch zeitlichen gestiegenen Einsatz zu verdanken, dass Schule auch inmitten dieser herausfordernden Zeit so gut funktioniert hat. Die neu angeeigneten Kompetenzen müssen wir weiter ausbauen und uns zunutze machen – Digitalisierung wird nicht nur unsere Wirtschaft und Gesellschaft verändern, auch die Schule wird die Vorteile zu nutzen wissen und die Früchte der harten Arbeit der vergangenen Monate nachhaltig zu ernten verstehen“, heben Messner, Graf und Pagger hervor.

 

Symposiumsreihe: DigiTalente
digiTALENTE Styria ist eine Veranstaltungsreihe, initiiert von der Industriellenvereinigung Steiermark (IV) in Kooperation mit der Pädagogischen Hochschule (PH) sowie der steirischen Bildungsdirektion. Bereits zum dritten Mal wird Pädagoginnen und Pädagogen die Möglichkeit geboten, sich rund um Digitalisierung im Schulalltag auszutauschen, Good Practice Beispiele kennenzulernen sowie neue Technologien zu erkunden. Diesmal alles im Lichte der Corona-Pandemie, die für einen massiven Schub in Sachen Digitalisierung der Schulen gesorgt hat. Der Fokus der dritten Ausgabe liegt auf den Ergebnissen mehrerer Studien, die sich mit virtuellem Lehren und Lernen beschäftigen.