IV-Steiermark-News

Georg Knill "Irrglaube, dass wir einfach den Hebel umlegen können"

Es ist leider ein Irrglaube, dass wir nach dieser Ausnahmephase einfach den Hebel umlegen und alles wieder normal ist. Das Wieder-Hochfahren unserer Wirtschaft muss geplant sein – und wir müssen jetzt die Vorbereitungen dafür treffen.

Herr Präsident, wir sind in Woche 3 der Corona Maßnahmen in Österreich angekommen. Wo stehen wir? Die Regierung hat schnell und entschlossen den Rahmen für die Virus-Bekämpfung und die wirtschaftlichen Schutzmaßnahmen gesetzt. Das waren zentrale Schritte. Jetzt ist wichtig neben dem Schutz unser aller Gesundheit einen drohenden schleichenden wirtschaftlichen und damit gesellschaftlichen Infarkt zu vermeiden. Die Folgeschäden durch die Corona Bekämpfung drohen aus dem Ruder zu laufen. Die gesetzten Unterstützungsmaßnahmen der Bundesregierung kaufen den Unternehmen zwar theoretisch Zeit, viele davon wirken aber in der Praxis verzögert, stellen die Liquidität der Unternehmen vor nicht zu bewältigende Herausforderungen und können ohnehin nur kurze Fristen überbrücken.
Unser Wirtschaftssystem ist eng verflochten. Die Industrie ist einer der wesentlichsten Teile dieses Systems und daher das Weiterproduzieren in der Industrie – natürlich unter Einhaltung aller Gesundheitsmaßnahmen –so entscheidend. Eine aufrechte Industrieproduktion ist insbesondere auch dafür nötig, dass unsere sozialen, gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Systeme kurz-, mittel- und langfristig gut weiter funktionieren können. Was es daher braucht ist ein verantwortungsvoller Stufenplan und ein klarer Rahmen zum „Weitermachen“ in der Wirtschaft. Zentrale Frage ist: Wie bringen wir den Wirtschaftskreislauf wieder in Gang? Nur durch eine „gelenkte Öffnung“ sind irreparable Schäden zu vermeiden.

Sie sprechen das „Hochfahren“ an, wie soll das aussehen?

Es ist leider ein Irrglaube, dass wir nach dieser Ausnahmephase einfach den Hebel umlegen und alles wieder normal ist. Das Wieder-Hochfahren unserer Wirtschaft muss geplant sein – und wir müssen jetzt die Vorbereitungen dafür treffen. Es muss uns klar sein, dass Lösungen in und für Österreich nicht Lösungen für all unsere wirtschaftlichen Herausforderungen darstellen werden. Wir agieren auf den Märkten dieser Welt. Österreich stellt eine kleine, offene Volkswirtschaft dar. Wir benötigen funktionierende Weltmärkte und offene Grenzen, um den Wirtschaftskreislauf im eigenen Land – hier bei uns - in Schwung zu halten.

Wo liegen aktuell die größten Herausforderungen?Besonders kritische Bereiche sehe ich in unseren zwei wichtigsten Märkten USA und Italien. Beide Länder sind von Corona schwer getroffen und das wird sich unweigerlich auch auf uns auswirken. Ein weiteres Thema sind die Grenzen. Für uns als Industrie sind offene Grenzen nicht nur für den Güterverkehr von enormer Bedeutung, sondern auch für die Tagespendler. Außerdem haben wir unsere Experten auf der ganzen Welt im Einsatz. Sie nehmen zum Beispiel bei Kunden Anlagen in Betrieb oder warten Maschinen, die wiederum herstellen, was wir täglich brauchen. Gerade in Bezug auf die notwendigen Arbeitsreisen hoffen wir auf eine baldige Erleichterung. Eine weitere Herausforderung ist die Aufrechterhaltung der Lieferketten. Mit einer Industrie, die weiter produziert, leisten wir einen großen Beitrag. Wir halten gemeinsam die Steiermark am Laufen.

Ihr Ausblick? Was brauchen wir jetzt?
Wie schon gesagt müssen wir den shut down nutzen, um uns rasch eine Strategie für das Wieder-Hochfahren zurechtzulegen. Ich hoffe, dass die Maßnahmen Wirkung zeigen und wir zu jenen Ländern zählen, die frühzeitig aus dieser Situation herausbrechen können.